Unterer Muschelkalk 2 - weitere Blicke auf die Schichten, Bänke, Horizonte mit ihren Gesteinen

Der Untere Muschelkalk gehört in Pforzheim und im Enzkreis zur Freudenstadt-Formation, die in mehrere Gesteinshorizonte unterteilt ist. Einen Blick auf die beiden untersten Horizonte - die Liegenden Dolomite und die Unteren Mergel - bietet das Kapitel Unterer Muschelkalk 1.

Das Kapitel Unterer Muschelkalk 2 wirft einen Blick auf die Wurstelbänke, den Horizont der Deckplatten, die Schwarzen Schiefertone und die oberste Schicht im Unteren Muschelkalk, den Wellenkalk.

Um die Münze sind die Würstel angeordnet, die im Horizont der Wurstelbänke am Rande der Äcker oder auf den nicht befestigten landwirtschaftlichen Wegen zu sehen sind. Das dolomitische, kalkig-tonige Gestein der Wurstelbänke zerfällt knor-pelig, wulstig, unregelmäßig verbogen, kleinfin-gerartig. - Gesteinsproben von den Äckern  auf der Westseite des ehemaligen Eisenbahntunnels an der Erfurter Straße, Birkenfeld.

Am roten Pfeil ist das Geländer über der Westseite des Eisenbahntunnels der Panormabahn zu sehen. Auf den Äckern und Wegen dahinter am gelben Pfeil sind die Wurstelbänke freigelegt.

Kartenskizze Birkenfeld: A Alte Pforzheimer Straße und Kreisstraße 4538, Birkenfeld, bebaut in Rot,  P Trasse Panoramabahn, heute Fuß- und Radweg.- W Wurstelmergel, D Deckplatten, We Wellenkalk, Sch Schwarzer Schieferton am östlichen Tunnel-eingang = Unterführung von P an der Kreisstraße.

Das Gestein der Wurstelbänke ist kalkig-tonig = mergelig und daher eher weich als hart. Die Würstel entstanden vielleicht mit und durch Turbulenzen, Wirbelbildungen bei Strömungen im Wasser, sicher und vor allem auch durch Bios, das Leben an und für sich, das eine Tierwelt an den Tag legte, das sich im Meeresbodenschlamm wohl fühlte. Die animalischen Turbatoren, die tierischen Unruhestifter, gaben sich bei der Nahrungssuche begeistert der Bioturbation hin, der Veränderung des Bodens durch Wühlarbeit. Sicher waren es viele Organismen. Da ging es am Meeresboden turbulent zu, eben unruhig, was den Meeresbo-denschlamm von der Zusammensetzung und vom Aussehen her verändern musste. Kurzum, man spricht bei den Wurstelbänken von bioturben Mergelsteinen

Dass es Tiere gab, beweist der Fossilienreichtum der Wurstelbänke. Im Bild liegen zwischen den beiden Würstel-Reihen kleine Muscheln.

Die Wurstelbänke sind fossilreich und fossilarten-reich: Es gibt auffällig viele versteinerte Muscheln und es gibt viele verschiedene Arten von Muscheln. Hin und wieder liegt auch eine fossile Schnecke dabei.

Eine Muschelform, kein Mergelstein!

Die wurstartigen Mergelsteine und die fossilen Muscheln liegen wild durcheinander und sehen oft ähnlich aus. Am Ackerrand sind sie besser zu beobachten als auf dem Acker. Der Pflug zer-schlägt die weichen Formen in kleinste Stücke. Am Acker- und am Wegrand bleiben die Formen eher intakt.

Liegen die Mergelsteine der Wurstelbänke auf einem unbefestigten Weg, dann kann sich kaum etwas Grünes halten. Die Wege sind dann stellenweise frei von Grashalm und Unkraut.

Über den Wurstelbänken liegt der Horizont der Deckplatten. Die Dolomitsteine der Deckplatten verwittern ebenplattig mit klarer Kante. Fast rechte Winkel sind häufig zu beobachten. Wird ein Dolomitstein mit dem Hammer zerschlagen, dann zerbricht der Stein immer wieder mit klarer Kante, mit ebenen Flächen und rechten Winkeln. Der Dolomitstein ist nicht sehr hart. Der Hammer hat es nicht schwer! Auf den ebenen Flächen gibt es dunkle Flecken von Metalleinlagerungen.

Im Horizont der Deckplatten gibt es auch andere Formen von Dolomitsteinen. Manche sind glatt und gelb, sonst nichts, andere sind unregelmäßig geformt und nicht selten drusig mit hellem Calcit. - Birkenfeld, Nähe Wanderweg, Panoramabahn.

Über den Deckplatten liegen die Schwarzen Schiefertone. Der bröslige, bröckelige Tonstein ist ein sehr weiches Gestein, das zu immer kleiner und flacher werdende Formen verwittert. Die dünnen flachen Tonscherben, Tonplättchen, zeigen gerundete Formen. Sie lassen sich ganz leicht zerbrechen.

Der Schwarze Schieferton ist deutlich geschichtet und zerfällt leicht in blättrige Ton(mergel)stein-chen, die den Hang hinabrieseln. - Aufschluss am östlichen Tunneleingang der Panoramabahntrasse.

Ein Schiefer im eigentlichen Wortsinn ist der Schwarze Schieferton nicht. Für dünnplattige sedimentäre Gesteine mit einem deutlichen Parallelgefüge wird zwar das Wort Schiefer verwendet. Aber im eigentlichen Sinne ist ein Schiefer kein Sedimentgestein, sondern ein metamorphes Gestein, das Druck oder hohen Temperaturen ausgesetzt war und dadurch eine Gesteinsumwandlung (Metamorphose) durch-machte. Das ist hier nicht der Fall.

Der Tonstein erscheint am Aufschluss hellgrau, wenn er trocken und staubig in der Sonne liegt. Wird er nass, wird er schwarz. Der schwarze Farbton ist beständig. Der Tonstein wird vom Sonnenlicht nicht ausgebleicht. Das Mineral Pyrit, das im Tonstein fein verteilt ist, verursacht die schwarze Farbe.

Im Tonstein des Schwarzen Schiefertons ist das Mineral Pyrit fein verteilt. Pyrit färbt den Tonstein schwarz ein. Das Bild zeigt eine Pyrit-Stufe mit Pyrit-Kristallen. Die Kristalle sind goldfarben, nicht schwarz! Wer allerdings den Pyrit in die Hand nimmt und damit rumspielt, wird schwarze Finger bekommen, nicht goldfarbene. Der Pyrit bleibt fein verteilt am Finger hängen. Er färbt auch auf Hand und Finger ab und das in Schwarz.

Das Mineral Pyrit ist eine Verbindung von Eisen und Schwefel. Vom Eisen hat der Pyrit den metallischen Glanz, vom Schwefel die goldgelbe Farbe. Der Pyromane legt das Feuer, der Pyrit ist der Feuerstein, der an Quarz geschlagen, Funken sprühen lässt. Der Pyrit hat bevorzugt drei Kristallformen: den Würfel mit seinen sechs Quadraten, links im Bild, den Pentagondodekaeder mit zwölf Fünfecken, in der Mitte, und den Oktaeder mit acht Dreiecken, rechts im Bild.

Das Gold ist Falschgold oder Ketzergold. Ketzer sind die falschen Gläubigen. Wer kennt heute noch das Wort "Ketzer"? Der Volksmund hat "Katze" draus gemacht: Pyrit ist Katzengold. Das erklärt die süßen Kätzchen auf den drei Kristall-modellen.

Die Schwarzen Schiefertone werden von einer Terebratelbank begleitet. Es ist eine kalkige Bank von geringer Mächtigkeit, in der Terebrateln  vorkommen. Oben wird eine Terebratelbank zur Veranschaulichung gezeigt, die auf wenigen Zentimeter Länge nicht eine, sondern sehr viele Terebrateln enthält (Umrisse in Rot). Die Terebratelbank an der Panoramabahn ist zwar in Weghöhe zu sehen, aber für den Hammer tabu! Sie liegt nicht in einem Steinbruch, sondern an einem Fuß- und Radweg! Die Terebratelbank, die die Schwarzen Schiefertone begleitet, enthält eher wenige als viele Terebrateln. Im dolomitischen Kalkstein steckt die Terebratel "Coenothyris vulgaris". Mehr zur Terebratel unter

Fossiler Muschelkalk (5): die Terebratel

Der Untere Muschelkalk hat als nach oben ab-schließende Schicht den Wellenkalk. Dieser Schichtabschnitt im Unteren Muschelkalk ist nun eine echte, kräftige, deutlich zu sehende Kalk-steinschicht mit Muscheln: ein Muschelkalk, der seinen Namen verdient.

Der Kalkstein im Wellenkalk zeigt eine deutliche Parallelstruktur auf der Steinoberfläche. Das rhythmische Auf und Ab kann sich in tiefen Furchen zeigen oder mit feinen Linien, wie sie ein Kamm auf einer Knetmasse hinterlassen würde.

Bei den groben Kalksteinbrocken können sich die wellenartigen Muster auch kreuzen, auf einem Handstück in verschiedene Richtungen gehen.

Der Wellenkalk ist knorpelig, wulstig, verbogen, manchmal im Aussehen wie ein zu Stein gewordener Holzscheit.

Wenn der Wellenkalk zerfällt, liegen diese großen fingerdicken Kalkgebilde auf den Äckern.

Wird ein Wellenkalkstück zerschlagen, zeigt es ein graugelbes Innenleben.

Auf den Äckern im Wellenkalk findet man relativ häufig große Muscheln, die Feilenmuscheln heißen. Diese Muschel hier liegt zufälligerweise auf einer Feile.

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