Hohenwart - der Hohlweg im Ort

Hohenwart ist ein Teilort von Pforzheim. Im Ort gibt es eine Straße, die nach Süden aus dem Ort hinausführt. Der Straßenname ist Hohlweg. Auf dem Foto geht der Blick nach Süden. Der Hohlweg ist asphaltiert und führt gemächlich bergaufwärts.

Das Straßenschild ist im Bereich der letzten Häuser am Hohlweg zu sehen.

Sobald der Hohlweg die letzten Häuser hinter sich lässt und hinaus ins Grüne führt, wird darauf hin-gewiesen, was auf dem Hohlweg erlaubt und nicht erlaubt ist. Bei den Verkehrsschildern steht seit

Juli 2022 eine Tafel, die über den Hohl-weg informiert. Die Ortsverwaltung Hohenwart hat sie angeregt, das Pforzheimer Amt für Umweltschutz hat sie inhaltlich gestaltet. Mit dieser Tafel wurden drei weitere an anderen Standorten in der näheren Umgebung aufgestellt.

Am 15. Juli 2022 berichtete die "Pforzheimer Zeitung" über die Einweihung der vier Tafeln. Der Artikel war mit "Natur entdecken rund um Hohenwart" überschrieben. Die Tafel am Hohlweg trägt den Titel "Der Hohlweg. Eine Reise durch die Zeit". Sie informiert über die Pflanzen- und Tier-welt entlang und in der Hecke, aber auch über die Geschichte und die Geologie des Hohlwegs.

 

Dass der Hohlweg eine Tafel bekam, zeigt, dass dieser Weg etwas Besonderes ist.

 

Die Informationen der Tafel zur Geologie des Hohlwegs werden hier aufgegriffen und mit Bildern und Texten  näher erläutert.

Wer den Hohlweg hinaufwandert, sieht am

Wegrand Steine im Gras liegen.

Auch auf den Böschungen rechts und links des Hohlwegs sind die Steine nicht zu übersehen. Es ist Buntsandstein, der hier den Untergrund bildet.

Der Buntsandstein kann bunt sein, wie das Bild zeigt. Im Hohlweg ist der Buntsandstein allerdings deutlich weniger farbenfroh.

Die meisten Steine im und am Hohlweg sind bräunlich oder rotbraun (links), gelegentlich aber auch hellgrau (rechts). Der Sandstein besteht aus zusammengebackenen Sandkörnern = Quarz-körnern, die eine feine Hämatithaut haben. Die Eisenverbindung Hämatit färbt das Sandkorn rot.

Säuren können die Eisenverbindung zerstören. Dann verliert das einzelne Sandkorn seine rot-braune Farbe. Der Sandstein wird hellgrau.

Das Besondere an diesem Buntsandstein ist nicht die Farbe. Zwei andere Dinge kennzeichnen ihn: Dieser Buntsandstein ist glimmerreich, und er zerbricht und spaltet ebenplattig. Beides ist an vielen Steinen im Hohlweg gut zu beobachten.

Der Buntsandstein ist glimmerreich. Die flachen Plättchen des Minerals Glimmer bewirken ein  flaches, ein plattes Verwittern, Zerspringen oder Aufspalten des Steins.

Der Glimmer bringt einen silbernen Glanz auf den Stein. Er verursacht aber auch eine platte Ober-fläche und eine feine Schichtung. Dieser Bunt-sandstein könnte "Silbersandstein" heißen oder "Glimmersandstein". Die platte Oberfläche führte jedoch zum Namen "Plattensandstein".

Der Plattensandstein am Hohlweg zeigt seine Merkmale am deutlichsten, wenn er frisch zer-brochen ist. Hier hilft ein Hammerschlag, falls man als Wanderer zufällig einen Hammer dabei hat! Der Stein zeigt sich innen meistens rotbraun, glimmerreich, fein geschichtet, treppenstufenartig angebrochen und oberflächlich ebenplattig.

Der frisch zerschlagene Plattensandstein ist rot-braun, fein geschichtet mit Treppenstufen und oberflächlich platt. Die Glimmerplätten sind da, aber hier wegen des Lichteinfalls nicht zu sehen.

Der Plattensandstein ist bei Hohenwart etwa 40-50 m mächtig. Er ist in seinen tieferen Lagen weniger fein geschichtet und dann als Baustein gut geeignet, beispielsweise als Mauerstein oder als Gehwegplatte oder Treppenstufe.

Die oben abgebildete Mauer am Beginn des Hohlwegs ist nur teilweise aus Plattensandstein erbaut. Die abschließenden hellen Platten auf der Mauer sind aber alle aus Plattensandstein (roter Pfeil).

Der Kirchen-Privatparkplatz ist auf der linken Seite der Kirche. An der Kirche beginnt der Hohlweg. Die Treppe ist aus Plattensandstein.

Eine alte Mauer aus Plattensandstein am Hohl-weg: Die Steine mussten dank des ebenplattigen Zerbrechens und Aufspaltens kaum bearbeitet werden. Die rotbraune Farbe ist unter einer grauen Staubschicht verborgen. Die Glimmerplätt-chen sind oberflächlich abgewittert.

Die 40-50 m mächtige Plattensandsteinschicht wird mit Plattensandstein-Formation bezeichnet und gehört in den Oberen Buntsandstein (Bild-mitte). - Darüber liegt eine nur weniger Meter mächtige, tonig-mergelige Gesteinsschicht, die Rötton-Formation. Sie schließt den Oberen Bunt-sandstein noch oben hin ab. Darüber beginnt der Muschelkalk (oben). - Unter der Plattensandstein-Formation liegt ein Karneol-Dolomit-Horizont der Vogesensandstein-Formation, die schon zum Mittleren Buntsandstein gehört. In diesem Horizont gibt es violette, braun gepunktete  Sand-steine und den rötlichen Buntsandstein-Karneol. Dieser Karneol ist mineralogisch gesehen kein echter, transparenter Karneol, sondern ein undurchsichtiger Jaspis. Die Gesteinsschicht ist verkieselt, verquarzt (unten).

Der Plattensandstein am Hohlweg entstand im Erdmittelalter aus Sand, den Flüsse in ihrem Mündungsgebiet ablagerten. Das Erdmittelalter liegt 65 - 251 Millionen Jahre zurück. Zum Erd-mittelalter gehören die Kreidezeit, die Jurazeit  und die Trias. Bei der Trias wird zwischen der Alpinen Trias und der Germanischen Trias mit Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper unterschieden. Der Plattensandstein ist als Teil des Oberen Buntsandsteins etwa 243 Millionen Jahre alt.

Der Plattensandstein ist feinkörnig. Die einzelnen Sandkörner sind mit dem bloßen Auge kaum erkennbar.

Zum Vergleich ist hier ein grobkörniger Buntsand-stein aus dem Mittleren Buntsandstein abgebildet, ein Hauptkonglomeratsandstein. Die einzelnen Sandkörner = Quarzkörner sind gut zu sehen. Jedes einzelne Quarzkorn hat ein feines Häutchen aus rot färbendem Hämatit. Fehlt das Hämatit-Häutchen, wird das Quarzkorn hellgrau bis weiß. Die Sandkörner = Quarzkörner sind durch Quarz miteinander verklebt. Quarz verklebt Quarz: Der Sandstein hat ein kieseliges Bindemittel. Das macht ihn zu einem harten Gestein.

Links der grobkörnige Hauptkonglomeratsand-stein, rechts der feinkörnige Plattensandstein, bei dem die Sandkörner = Quarzkörner durch Ton verklebt sind! Ton verklebt Quarz: Der Platten-sandstein hat ein toniges Bindemittel. Das macht ihn zu einem weichen Gestein.

Wegen des tonigen Bindemittels = Zements ist der Plattensandstein ein weiches Gestein. Er lässt sich leicht mit dem Hammer in kleinste Stücke zerschlagen. Die Zange zerbricht die feinen Stücke mühelos. Die Feile schafft schnell ein Häufchen Gesteinsmehl.

Die mit Metall traktierten Plattensandsteinstücke werden in einen Marmeladenglasdeckel gelegt.

Das Schlagen, Feilen, Drücken und Zerkleinern mit den Metallwerkzeugen geht weiter und lässt in der Mitte des Deckels ein feines Gemisch aus Sandkörnern und Tonteilchen entstehen.

Jetzt könnte man gedanklich etwas experimen-tieren und sich den Hohlweg in den Deckel hineindenken.

 

Der Hohlweg war jahrhundertelang eine wichtige Verbindung zwischen Hohenwart und dem Nach-barort Schellbronn. (Heute ist es die Schellbron-ner Straße). Anfangs war der Hohlweg kein Hohl-weg!

 

Auf dem Hohlweg machte kein Metallwerkzeug den Plattensandstein kaputt. Nein, er kam unter die Räder!

 

Vier "Räder" sind im Deckel zu sehen. Sie symbo-lisieren mit Eisen beschlagene Räder von Karren und Kutschen, den metallischen Schutz von Tierhufen oder genagelte Arbeitsschuhe!

 

Diese Metallbeschläge wirkten auf den  Platten-sandstein im Hohlweg ein und machten ihn kaputt. Der Hohlweg war jahrhundertelang nicht asphaltiert, und es war auch kein immergrüner Wiesenweg. Dafür waren zu viele Menschen, Tiere und Fahrzeuge auf dem Weg unterwegs. Alle und alles trampelte, holperte und fuhr, trat und drück-te tagaus, tagein auf und über die Steine am Wegboden. Da dauerte es nicht lange, bis der feste Stein zu einem sandig-tonig-lehmigen Bodenbelag wurde.

In den Deckel wird Wasser gegossen: Es regnet in Hohenwart. Der sandig-tonig-lehmige Boden-belag auf dem Hohlweg wird zu Schlamm. Der Weg wird rutschig.

Nun wird der Deckel geneigt. Eine schlammige Brühe verlässt den Deckel und sucht sich seinen Weg über den Tisch. Der Ton in der Brühe ist fein. Die Sandkörner in der Brühe sind klein. Das Wasser kann dadurch viel Material aufnehmen und wegschwemmen.

Der Hohlweg führt und führte mehrere hundert Meter beständig bergauf. Bei Regen bildeten sich keine schlammi-gen Pfützen. Viel-mehr setzte  sich der Schlamm mit dem Regenwasser nach unten in Bewegung. Der Weg wurde aus-gewaschen und fing an, sich einzutiefen. Jahrhunderte lang ging dieses Spiel, bis dann asphaltiert wurde. Aber da war aus dem Weg längst ein Hohlweg geworden.

Räder, Hufe und genagelte Schuhe wirkten in der Mitte des Weges am stärksten. Der Weg wurde in der Mitte immer tiefer. Vom Rand her bröckelte

und rutschte Gestein nach. Es entstand rechts und links eine mannshohe Böschung.

Die Böschungen im Hohlweg sind nicht nur hoch, sie sind auch steil, so steil, dass Gräser und  kleine Sträucher unter erschwerten Bedingungen wurzeln müssen. Der weiche Plattensandstein wird durch das Wurzelwerk leicht aufgebrochen.

Der Untergrund wird locker. Stein und Bewuchs rutschen nach unten. Es gibt auf den Böschungen auffällig viele vegetationsfreie Flächen, die bei einem Regenguss auch wieder leicht ausgewa-schen werden. Hinzu kommen niedergetrampelte,  grasfreie Wildwechselwege. Die Grashalme am Rande dieser Wege werden übrigens gern von Zecken aufgesucht. Da bleibt man beim Wandern am besten auf dem Asphalt.

Wildwechselspuren und vegetations-freie Stellen auf der Böschung:    Jeder Regenguss schwemmt ein bisschen was von dem tonig-sandigen Lehm-boden mit, wenn er ohne Bewuchs ist. Die Schlamm-brühe findet zwi-schen Böschung und Asphalt ihren Weg nach unten in Richtung Ort.

Auf einer Waschbetonplatte in der Nähe der Tafel am unteren Ende des Hohlwegs hatte sich eine Schlammpfütze gebildet. Sie trocknete aus. Sandkörnchen sammelten sich auf engerem Raum, weil sie schwerer sind. Die Tonteilchen, die kleiner und leichter sind, verteilten sich auf einer größern Fläche, bevor dann das Wasser weg-trocknete.

Geologie hin oder her, die Freude am Wandern oder Radfahren auf dem Hohlweg steht im Vorder-grund! Der rote Pfeil zeigt auf die Info-Tafel. Das Lesen lohnt sich! Interessant ist dann, welcher Information man wirklich begegnet! Probieren Sie es aus!

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