Fossiler Muschelkalk (2): die Muschel
Wer sich mit den Versteinerungen im Muschelkalk nicht so auskennt, kann hier einmal beim Entscheiden oder Raten sein Glück testen:
1. Auf einer runden Korkunterlage ist eine grün bemalte, versteinerte Muschel zu sehen, allerdings nur die Unterseite. Ist diese Muschel eine Feilenmuschel oder eine Zangenmuschel?
2. Ist die Muschel glatt oder berippt?
3. Ist sie 5 cm oder 10 cm lang?
4. Ist sie 20 Mio. oder 200 Mio. Jahre alt?
5. Hat sie eiförmige oder kreisrunde Schalen?
6. Dort, wo sie zu finden ist, gibt es auch viele Seelilienstielglieder oder viele Ammoniten.
7. Sie ist eine Versteinerung, die im Kalkstein zu finden ist. Dieser Kalkstein findet sich im Wellenkalk oder im Trochitenkalk.
8. Gefunden wurde sie an Pforzheims Westtangente - an der Grünbrücke oder am Eingang zum Arlinger Tunnel?
9. Ist diese versteinerte Muschel häufig zu finden, oder ist es ein eher seltener Fund?
10. Die versteinerte Muschel trägt die Namen "Lima striata" und "Plagiostoma striatum". Welcher Name ist der ehemalige, welcher ist der heute gebräuchliche Name?
Das Bild der Muschel und die Lösungen gibt es ganz am Ende. Bitte durchscrollen!
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Fossiler Pop - eine echte Muschel aus dem Muschelkalk, bemalt und verfremdet! Sie ist etwa 9 cm lang. Name: Plagiostoma lineata, Fundort: Birkenfeld bei Pforzheim, im Wellenkalk des Unteren Muschelkalks.
Urlaub am Meer....Spaziergang am Strand....Muscheln im Sand.... Im folgenden Bild stammen die Muscheln von einem Strand am Mittelmeer, links die unversehrten Muschelschalen nach dem Aufsammeln mit der Hand, rechts Muschelschill oder Muschelschalentrümmer nach einer Berührung mit dem Hammer.- Muscheln gibt es heute im Mittelmeer, und vor 230 Mio. Jahren gab es sie im Muschelkalkmeer. Damals wahrscheinlich besonders viele, denn ihre fossilen Spuren finden wir reichlich im Unteren und im Oberen Muschelkalk, im Mittleren Muschelkalk auch, aber doch deutlich weniger. In seinen mittleren Jahren war das Muschelkalkmeer lebensfeindlich.
Die Muscheln aus dem Muschelkalkmeer können wie im Folgebild auf dem Kalkstein sitzen:
Die versteinerten Muscheln können aber auch als vollständig erhaltene Einzelexemplare auf einem Acker liegen:
Die Muscheln können im Kalkstein eingebettet sein:
Sie können dicht an dicht - wie gepflastert - auf einer Kalksteinplatte zu sehen sein, wie bei dem folgenden Muschelpflaster:
Mit einer vergrößernden Aufnahme des Muschelpflasters
Es gibt Muscheln in den untersten Schichten des Mittleren Muschelkalks.
Es gibt sie faustgroß und stets vollständig ausgewittert im Unteren Muschelkalk, wie die hier gezeigten Feilenmuscheln vom Großen Kesselweg in Niefern.
Weitere Fundstellen für diese großen Muscheln: Birkenfeld, Kreisverkehr Alte Pforzheimer Straße/ Straße nach Kämpfelbach; Heimsheim, Ackerflächen zum Silberberg hin; Dietlingen-Ellmendingen, in den Weinbergen; Ottenhausen, auf dem Fronberg; Ackerflächen östlich der Straße Wurmberg-Wimsheim.
Es gibt die faustgroßen Feilenmuscheln gar nicht so selten auf den entsprechenden Äckern, allerdings nie bemalt. Die Ackerflächen liegen im Wellenkalk des Unteren Muschelkalks. Das Gestein ist so auffällig, dass man es nicht übersehen kann. Und es ist häufig. Die Äcker sind mit Steinen übersät. Die großen Muscheln liegen immer vollständig ausgewittert zwischen den hellgrauen Steinen. Die Muscheln sind groß und häufig etwas gelblich im Farbton, so dass der suchende Blick durchaus Glück haben kann. Freilich nicht, wenn das Getreide steht.
Sammelzeit, das ist ganz klar,
ist Dezember-Januar!
Schließlich gibt es auch die kaputten Muscheln. Das Muschelkalkmeer war nicht sehr tief. Gezeitenströmungen, tropische Stürme und heftiger Wellengang zerstörten Muschelschalen zu Schill. Insbesondere im Oberen Muschelkalk/ Hauptmuschelkalk gibt es zahlreiche Schillkalkschichten, auch Schalentrümmerbänke genannt oder Lumachelle. Manche Schalentrümmer haben sich völlig aufgelöst und verraten sich durch längliche, schmale, leicht gebogene Löcher.
Im Schillkalk haben sich die Muschelschalentrümmer aufgelöst, und heller Calcit hat in den Schalenräumen auskristallisiert.
Im Bereich zwischen Kalkstein und Muschelschalentrümmer setzte sich gern fein verteilt Limonit, rostiges Brauneisenerz ab. Der Schillkalk wirkt angerostet. Er ist "eisenschüssig".
Muscheln im Muschelkalk zu finden, das ist nichts Besonderes. Freilich sind die Funde wie im Bild meistens nicht spektakulär. Aber es bieten sich im Raum Pforzheim-Enzkreis viele Chancen, eine Muschel zu finden: winterliche Ackerflächen, Muschelkalkmauern in den Orten, Baugruben und Straßenbau, da eine Böschung im Muschelkalk und dort ein kleiner zugänglicher Steinbruch...
1. Feilenmuschel 2. berippt 3. 10 cm lang 4. 200 5. eiförmig 6. Seelilienstielglieder = Trochiten 7. Trochitenkalk 8. Grünbrücke 9. häufig 10. Plagiostoma striatum Schlotheim 1820
(So gefunden, so mit Acrylfarbe bemalt.)