Im oberen Mittleren Buntsandstein 1

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Trommelstein, Schmuckstein, Karneol-Dolomit-Horizont, Violetter Horizont:

Im folgenden Bild liegen zwei Trommelsteine auf einer grünen Unterlage. Beide Trommelsteine wurden in Idar-Oberstein getrommelt, das heißt,

maschinell in ihre runde Form gebracht. Beide

Steine werden mit Karneol bezeichnet. Das Roh-material für den rotbraunen Karneol stammt aus fernen Ländern, vielleicht aus Indien oder Brasi-lien. Das Rohmaterial für den grau-weißen Karneol mit den roten, fleischfarbenen Flecken findet man im Stadtgebiet von Pforzheim.

Das Stadtgebiet von Pforzheim, das zum Nord-schwarzwald hin liegt, hat auf großen Flächen als Untergrund den Buntsandstein. Beim Buntsand-stein wird zwischen dem Unteren, dem Mittleren und dem Oberen Buntsandstein unterschieden.

 

Im oberen Mittleren Buntsandstein gibt es eine Schicht, in der einzelne Steine so hart sind, dass sie zu Trommel- und Schmucksteinen verarbeitet werden können. Die verarbeiteten Steine haben einen Wachsglanz und sind rotweiß. Das Rot kann fleischfarben sein. Der Stein mit dem Loch ist nachbearbeitet und deshalb glatter als die anderen. Er hat als Schmuckstein ein Bohrloch  für eine Halskette.

Das ist das Rohmaterial für die oben gezeigten Buntsandstein-Trommelsteine. Diese Karneole fallen nicht aus einer kompakten Gesteinsschicht heraus. Sie liegen vielmehr als einzelen Steine und Steinchen verstreut auf oder an einem Waldweg, auf einer Böschung oder zwischen den Wurzeln von Bäumen. Die Gesteinsschicht, aus der sie herauswittern, wird mit "Karneol-Dolomit-Horizont" oder "Violetter Horizont" bezeichnet.

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Karneolsteine, Dolomitsteine, Kieselkrusten, Karbonatkrusten, Karneol und Jaspis:

Obwohl der Karneol-Dolomit-Horizont nur wenige Meter mächtig ist, gibt es doch an vielen Stellen Waldwege, Böschungen oder vegetationsfreie Baumwurzel-Zwischenräume, die einen Einblick in den Untergrund gewähren. Der Boden in diesem Horizont ist locker, mal sandig, mal tonig-lehmig, und er ist mit einzelnen Steinen und Steinchen durchsetzt.

 

Wenn man mit einem Stock oder Ast ein bisschen im Boden herumstochert, kommen Sandsteine zum Vorschein, die violett sind und braune Wad-flecken haben. Die violette Farbe und die braunen Flecken deuten darauf hin, dass der Boden manganhaltig ist.

 

Im lockeren Boden stecken auch die rotweißen (rohen!) Karneol-Steine. Weil sie aus mikro-kristallinem Quarz sind und der Quarz wiederum Kieselsäure ist, werden sie auch Kieselkrusten genannt.

Neben den Sandsteinen und den Karneolsteinen  taucht auch Dolomitgestein auf. Der oben abge-bildete violette Sandstein mit seinen dunkelbrau-nen Wadflecken (Mangan) und den gelben Rost-flecken (Eisen) ist rechts oben dolomitisch ge-prägt. Ein Dolomitstein ist in seiner Grundmasse ein Calcium-Magnesium-Karbonat. Ein solcher Dolomitstein kann auch sandsteinfrei als Einzel-stein im Boden stecken. Diese Dolomitsteine werden im Karneol-Dolomit-Horizont auch als Karbonatkrusten bezeichnet.

Die Karbonatkrusten, die Dolomitsteine, müssen  als Karbonate auf Salzsäure reagieren. Sie tun es auch! Nicht toll, aber das Karbonat ist nachweis-bar. Die bescheiden kleinen Gasblasen an den weißen Pfeilen zeigen es. Die Aufnahme ist die Vergrößerung eines normalen Fotos. Es ist keine mikroskopische Aufnahme.

Im Nordschwarzwald werden zwei Violette Horizonte unterschieden, VH1 und VH2. Der Violette Horizont 2 mit seinen Karbonat- und Kieselkrusten schließt den Mittleren Buntsandstein nach oben hin ab = im Bild die weiße Linie. Darüber folgt der Obere Buntsandstein mit der Plattensandstein-Formation und der Rötton-Formation.

Unter beiden Trommelsteinen ist ein Loch in der Unterlage, darunter sind Taschenlampen. Das Zimmer ist abgedunkelt, was das Grün der Unterlage in ein Dunkelgrün verwandelt. Die Taschenlampen werden angeknipst. Die beiden Karneole werden von unten angeleuchtet. Zu den Merkmalen eines echten Karneols gehört, dass er lichtdurchlässig ist: Der rote Karneol ist licht-durchlässig. Er leuchtet gelblich auf. Der rotweiße, fleischfarbene Buntsandstein-Karneol reagiert nicht. Er lässt kein Licht durch. Mit anderen Worten: Dieser Karneol ist kein Karneol. Er ist mineralogisch gesehen ein Jaspis.

 

Karneol: eine mikrokristalline Sonderform des Quarzes, lichtdurchlässig, rot und rotbraun.

Jaspis:   eine mikrokristalline Sonderform des Quarzes, lichtundurchlässig, außer einem Rot oder Rotbraun sind auch ganz andere Farben möglich.

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Ton, Tonstein:

Die Buntsandstein-Karneole stecken nicht selten in einer Tonschicht, die sich im Dolomit-Karneol-Horizont gebildet hat. Der Ton hat seine intensive rotbraune Farbe wie die Karneolsteine von der Eisenverbindung Hämatit.

 

Im Folgenden wurden an den Rand eines Marme-ladenglasdeckels Buntsandstein-Karneole gelegt. In die Mitte kam ein bisschen von dem Ton. Danach wurde  Wasser in den Deckel gegossen. Der Ton sackte in sich zusammen und verwandelte sich ohne äußeres Einwirken (Rühren oder Stoßen) recht schnell in eine Schlammbrühe. Sie füllte nach einer Stunde den Deckel gleichmäßig

aus. Dann durfte die Schlammbrühe 24 Stunden lang wieder austrocknen. Die Karneolsteine wurden herausgenommen und der weiche Ton  mit einem Messer zusammengeschoben. Mit den Fingern und dem Messer und einem Tropfen Wasser konnte der Ton in eine Form gebracht werden - als glatte glänzende Schicht oder als kleine Kugel. Das zeigt, dass das Formen, Gestalten, "Töpfern" mit Buntsandstein-Ton aus dem Dolomit-Karneol-Horizont möglich ist. Der Ton, das darf hier ergänzt werden, ist nicht ganz sandfrei. Das spürt man beim Kneten und Formen.

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Kristallsandstein:

Mit dem Karneol-Dolomit-Horizont endet der Mittlere Buntsandstein nach oben. Unter diesem Horizont ist der Sandstein durchweg stark ver-kieselt. Die Sandkörner=die Quarzkörner sind mit Quarz verkittet. Dieser Buntsandstein trägt den

Namen "Kristallsandstein". Wird dieser Kristall-sandstein im Sonnenlicht hin- und herbewegt,

überrascht er mit einem lebhaften Glitzern und Funkeln. Der Gedanke an einen Kristalllüster liegt

nahe. Kristalllüster? Daher der Name? Oder hat die Namensgebung etwas mit den vielen Kristallen auf der Oberfläche dieses Buntsandsteins zu tun?

Auf jeden Fall musste reichlich Kieselsäure vor-handen gewesen sein, als der Sandstein entstand. Denn es bildete sich nicht nur der formlose Zement, der die Sandkörner zusammenhält. Es bildeten sich auch formtypische Quarzkristalle.

Die Quarzkristalle sind zwar winzig, aber sie können schon mit dem Zoom einer durchschnitt-lichen Kamera sichtbar gemacht werden: Es gibt dreieckige und trapezförmige Kristallflächen, die im Licht spiegeln. Wasserklare Kristalle sind zu

sehen, auch Bergkristalle (rechts unten) mit läng-lichem Prisma, feiner Querstreifung und pyrami-dalem Abschluss zur Spitze hin.

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Oberer Geröllsandstein:

Unter dem geröllfreien Kristallsandstein liegen Sandsteinschichten, die stark geröllführend sind. Die vielen großen und runden Gerölle im oberen Mittleren Buntsandstein führten zu Bezeichnungen wie Oberer Geröllsandstein, Hauptkonglomerat oder Geröllsandstein-Subformation.

In der Zeit des späten Mittleren Buntsandsteins transportierten die Flüsse wieder ver-mehrt Gerölle, die Bestandteil der Sandablagerungen wurden. Der Sand verfestigte sich mit den Geröllen zu einem Geröllsand-stein, wie er hier abgebildet ist. Die Gerölle sind im Sandstein groß und deutlich zu sehen.

Die weißen Gerölle in der rotbraunen Gesteins-grundmasse sind vorwiegend Gemeine Milch-quarze. Sie sind gut gerundet, was zur Bezeich-nung Hauptkonglomerat führte. Ein Konglomerat ist ein Sedimentgestein, das in seiner Grund-masse gerundete Gesteinstrümmer hat.

Die gerundeten Milchquarz-Gesteinstrümmer stecken oft in großer Zahl im Sandstein, und sie können groß sein. Diese geröllführenden Sand-steinschichten sind mächtige Gesteinspakete, die in den Buntsandsteintälern von Enz, Nagold und Würm in besonderer Weise  landschaftsbildend sind.

Die Geröllsandstein-Subformation des Mittleren Buntsandsteins zeigt sich draußen im Wald und am Berghang nicht selten als Felsenmeer. Über-große klotzige Felsbrocken hängen wild verstreut an den Berghängen im Nordschwarzwald oder bilden mauerartige, stark zerklüftete Felswände, die der steile Bergwanderweg seitlich umgehen muss.

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Mittlerer Buntsandstein, Vogesensandstein-Formation, Subformationen und Horizonte:

Der Mittlere Buntsandstein trägt den Namen Vogesensandstein-Formation. Sie beginnt über der letzten geröllführenden Sandsteinschicht des Unteren Buntsandsteins und endet mit einem Karneol-Dolomit-Horizont, dem Violetten Horizont VH2. Darüber beginnt der Obere Buntsandstein.

 

Die Vogesensandstein-Formation=der Mittlere Buntsandstein ist in drei Abschnitte unterteilt: unten der Bausandstein, darüber die Geröllsand-stein-Subformation, darüber die Kristallsandstein-Subformation mit VH1 und VH2.

 

Im Nordschwarzwald wird der Mittlere Buntsand-stein bis zu 200 m mächtig. Fünf Zehntel davon entfallen auf den Bausandstein, drei Zehntel auf die Geröllsandstein-Subformation, zwei Zehntel auf die Kristallsandstein-Formation mit den Violetten Horizonten.

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Geröllsandstein-Subformation, Oberer Geröllsandstein, Hauptkonglomerat, außen und innen:

Das folgende Foto zeigt das Äußere eines wegge-schlagenen Felsstücks, einen Brocken Geröllsand-stein. Das Äußere der Felsen ist oft durch  Verwit-terung gerundet, daher die ovale Form des Handstücks. Wenn man mit dem Hammer auf einen Geröllsandstein-Felsen schlägt, spürt man

augenblicklich den Widerstand und die Härte des Gesteins. Die Hammerschläge klingen hell, der Hammer springt federn zurück, viele Schläge sind nötig, bis man dann einen Brocken in den Händen hält. Der Fels ist deshalb so hart, weil die Sand-körner kieselig gebunden sind. Die weißen Gerölle liegen in einer farbblassen, braun-grauen Gesteinsgrundmasse, die durch Sonnenlicht und Niederschläge Farbe eingebüßt hat. Die weißen Milchquarz-Gerölle ragen etwas aus der grob-körnigen Gesteinsgrundmasse hervor. Wenn man mit dem Finger über die Steinoberfläche geht, spürt man ein deutliches Auf und Ab. Die Stein-oberfläche ist nie glatt.

Das Innere des abgeschlagenen Stücks ist auf-fallend bunt: rot färbender Hämatit um die Sand-körner, dunkelbraunes bis schwarzes Manganoxid, rostfarbenes Brauneisenerz, weiße Gerölle. Der Buntsandstein der Geröllsandstein-Formation ist grobkörnig, geröllführend und farbenfroh.

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