Wimsheim - Wiernsheimer Weg entlang der endlos langen Hecke

Im folgenden Bild steht der Fotograf an einer Pfer-dekoppel am Wiernsheimer Weg in Wimsheim.

Der Blick geht hinüber nach Wurmberg, das nördlich von Wimsheim liegt. Beide Gemeinden gehören zum Enzkreis und liegen im Heckengäu.

Heckengäu, Strohgäu, Korngäu, Zabergäu... Das Gäu ist eine besondere Kulturlandschaft im mitt-leren Neckarraum. Das Gäu ist geprägt von intensiver Landwirtschaft. Es ist waldarm und hat den Muschelkalk als Untergrund, der da und dort  von Löss und Lösslehm bedeckt ist oder gering-mächtigem Keupergestein.                                

 

Am Wiernsheimer Weg gibt es nur Muschelkalk. Auf dem Foto liegt das Wiesengelände im Vorder-grund im Oberen Muschelkalk. Im Hintergrund liegen die landwirtschaftlichen Flächen bis zu den Häusern von Wurmberg im Mittleren Muschelkalk. Und wo sind die Hecken? Sie sind weg! Sie gingen, als die Flurbereinigung kam. Vermutlich!

Am unteren Rand der Kartenskizze ist Wimsheim mit roten Flächen und weißen Straßen eingezeich-net. Am Ortseingang, von Wurmberg kommend, beginnt der Wiernsheimer Weg (schwarze Pfeile). Er führt bergan zunächst durch den Oberen Muschelkalk (O.M., Ob. Muschel., rosafarbene Flächen). Dann wechselt der Weg in den Mittleren Muschelkalk (orangefarbene und ockerfarbene Flächen). Weiter oben geht es dann wieder über und durch den Oberen Muschelkalk.                

 

Die Lagerung der Schichten ist offensichtlich gestört. Zwei Störzonen deuten als blaue Linien darauf hin. Die unterschiedlichen Gesteine auf den angrenzenden Äckern und Freiflächen zeigen den Wechsel. Wie es am grünen Punkt auf der Karte aussieht, zeigt das folgende Foto: Der Wierns-heimer Weg führt bergan. Dort, wo sich hellgrauer Weg und tiefblauer Himmel berühren, liegen auf dem Acker die Kalksteine des unteren Oberen Muschelkalks.

Es war, als hätt´der Himmel

den Weg nach Wiernsheim still geküsst,

so dass er hinfort träumen müsst,

dass er der Weg zum Himmel ist

und Wiernsheim gnadenlos vergisst.

 

Links begleitet eine Hecke den Wiernsheimer Weg auf einer Strecke von über einem Kilometer! Die Länge der Hecke ist beeindruckend! Die kleine Hecke rechts wächst an der Ecke Wiernsheimer Weg/ Hausbergweg.

Kalkstein, Blaukalk: Der Kalkstein lag am Ackerrand am Wiernsheimer Weg, auf der Karte am roten Punkt. Der Kalkstein enthält fein verteilt Pyrit und Bitumen, was die eigentlich helle Calcit-Gesteinsgrundmasse ins Dunkelgraue verfärbt. Sonnenlicht löst das Bitumen oberflächlich auf, so dass der Kalkstein eine helle Rinde bekommt. Die roten Pfeile zeigen auf die dünne hellgraue  Stein-rinde. Ist es auf dem Acker trocken, und der Kalkstein liegt in der Sonne, dann nimmt er eine bläuliche Färbung an. Er wird zum Blaukalk. Der Blaukalk ist fossilleer.

Kalkstein, Schillkalk: Neben dem fossilleeren Blaukalk liegt der fossilhaltige Schillkalk, ein Kalkstein mit Muschelschalentrümmern. Sowohl die dunkle Gesteinsgrundmasse als auch die gelben Striche und Bögen der Schalentrümmer bestehen aus Calcit. Eisenverbindungen färben

den Calcit der Muschelschalentrümmer gelb, braun oder rostfarben ein. Oder sie verursachen entsprechende Farbflecke in der Gesteinsgrund-masse. Letztere sieht dunkelgrau aus, mit einem Stich ins Blaue. Allüberall sieht man in feinen zittrigen Linien den nicht verfärbten weißen Calcit. Die gelben Muschelschalentrümmer ragen nicht aus der Steinoberfläche heraus.

Kalksteinfluoreszenz: Bei diesem Kalkstein vom Wiernsheimer Weg, auf der Karte am roten Punkt, sind die Linien schwarz und ragen reliefartig aus der Oberfläche hervor. Sie sind härter und witte-rungsbeständiger als die restliche Gesteinsgrund-masse, weil sie verkieselt sind. Der Calcit enthält mikrokristallinen Quarz. Die erhabenen Linien auf diesem Kalkstein sind mit dem Fingernagel zu spüren, wenn man über den Stein streicht.

Unter dem Licht einer UV-Lampe werden die schwarzen Linien gelb. Die Fluoreszenzfarbe Gelb deutet auf mikrokristallinen Quarz im Calcit hin.

Trochitenkalkstein: Die Schillkalkstücke am Wiernsheimer Weg, roter Punkt, enthalten Fos-silreste, wie Muschelschalentrümmer, Terebratel-spuren oder wie hier im Bild einen Trochiten, ein Seelilienstielglied. Das runde Gebilde mit dem

Loch in der Mitte zeigt, dass dieses Gestein aus dem unteren Oberen Muschelkalk stammt, der Trochitenkalk-Formation. Mehr Information gibt es unter

Fossiler Muschelkalk (1): eine Seelilie

bei "STEINBILDER I PFORZHEIM ENZKREIS".

Orbicularismergelstein, Kalkmergelstein: Das kalkig-tonige = merglige Gestein gehört in den unteren Bereich des Mittleren Muschelkalks, in die Orbicularisschichten. Auf alten geologischen Kar-ten sind die Flächen mit mu3 dem Unteren Mu-schelkalk zugeordnet. Das Gestein ist häufig flach und vielschichtig. Die drei Steine haben zusam-men um die 20 feine und feinste Schichten!  

Orbicularismergelstein: Durch die Verwer-fungen/Schichtlagerungsstörungen im Gelände gibt es diesen kalkigen Mergelstein am Wierns-heimer Weg zusammen mit den Gesteinen aus höheren Horizonten des Mittleren Muschelkalks: Zellendolomit, Hornstein und Chalcedon. Da der Wiernsheimer Weg bergan führt, gibt es auch Gesteinswanderungen den Hang hinab. Weiter unten liegen dann Gesteine beieinander, die vor-her übereinander lagen.

Dolomitsteine: In den Orbicularisschichten gibt es auch Dolomitsteinbänke. Die gelblich verwit-ternden Dolomitsteine findet man am Ackerrand

zusammen mit den dunkelgrauen, plattigen, fein-

geschichteten Kalkmergelsteinen. Diese Dolomit-steine gehören nicht in den Horizont des Zellen-dolomits.

Dort, wo auf der linken Seite die lange Hecke in Richtung Pferdepension führt, und auf der rechten

Seite diese Heckeninsel zu sehen ist, führt der Wiernsheimer Weg durch höher gelegene Hori-zonte im Mittleren Muschelkalk. Auf der Karte ist ein gelber Punkt eingezeichnet. Es ist selbstver-ständlich, dass man die Ackerflächen nicht betritt, wenn sie bestellt sind! Am Wegrand oder am Ackerrain oder auf freien Flächen an der langen Hecke sind die typischen Vetreter des Mittleren Muschelkalks beim genauen Hinsehen zu entdecken: Hornstein, Chalcedonstein und Zellendolomitstein.

Hornstein: Die Hornsteine sind hier häufig gelb-lich, braun oder gar rotbraun von eingelagertem Brauneisenerz und rot färbendem Hämatit.

Die Hornsteinflächen glänzen im Sonnenlicht wachsartig matt oder eben namengebend wie ein Kuhhorn.

Mancher Hornstein ist durch Eisenverbindungen und Chalcedon bunt gefleckt.

Chalcedon: Bläuliche Chalcedonstücke sind rela-tiv häufig. Zerschlägt man sie, wirkt die Ober-fläche blauer, aber auch stumpfer. Das unver-sehrte Fundstück im folgenden Bild ist

äußerlich gelblich und hat eine sehr glatte Ober-fläche. Das helle Chalcedonstück ist hier mit einem dunklen Hornstein verwachsen.

Zellendolomit: Dieser löchrige klobige Dolomit-stein gehört in einen höheren Horizont des Mitt-leren Muschelkalks. Er liegt auf der Höhe der Heckeninsel, am gelben Punkt auf der Karte, ziemlich häufig auf den Äckern. Er ist mit seiner Härte ein Feind des Pflugs. Seine Verwitterungs-farbe ist ein Graugelb.

Dolomitstein: Dieser gelbe Dolomitstein aus dem Mittleren Muschelkalk zeigt auf der Fläche einen Hauch von weißem kristallinem Calcit.

Nach der Pferdepension führt der Wiernsheimer Weg weiter leicht bergan. Links steht als ständiger Begleiter die lange Hecke. Rechts geht man an Baumgruppen vorbei, einer Pferdekoppel und einer Reitanlage. Und für alles bildet jetzt wieder der Obere Muschelkalk, die Trochitenkalk-Forma-tion, den Untergrund.

Die lange Hecke geht jenseits der Pferdepension weiter und weiter, an dieser Stelle dann hinunter in eine Senke zwischen Wimsheim und Wurmberg.

Die Wiesen und Ackerflächen liegen hier im Trochitenkalk ohne Lössbedeckung und ohne kräf-tige Humusschicht. Wo immer hier eine Acker-fläche ist: Sie ist steinreich mit einem flachgrün-digen Boden! In früheren Zeiten hat man die gröbsten Steine vom Acker abgelesen und am Ackerrand abgelegt oder hingeworfen. Das schonte das Zugtier und den Pflug. Mit der Zeit bildete sich ein langestreckter Steinwall, ein Lesesteinriegel. Da konnte man nichts anbauen. Trotzdem wuchs da mit der Zeit etwas, nämlich eine Hecke.

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Sechs Gesteinsproben vom Wiernsheimer Weg in Wimsheim liegen um den Glasboden eines umgedrehten Marmeladenglases. Der Glasboden  erscheint schwarz, weil ins Marmeladenglas kein Licht fällt. Ein paar Fragen, wenn Sie mögen:

 

1. Welche Gesteinsproben liegen am Glas? B steht für Blaukalk. H steht für ... Ch steht für ......

2. Welche Gesteinsproben gehören in den Oberen Muschelkalk, welche in den Mittleren Muschelkalk?

3. Welche der sechs Gesteine können das Glas zerkratzen? Welche rutschen auf dem Glas wirkungslos hin und her?

4. Welche Gesteinsprobe enthält Magnesium? Welche enthält Bitumen? Welche ist quarzreich?

5. Ein Gestein ist das weichste, weil es in seiner Gesteinsgrundmasse reichlich Ton enthält. Welches?

 

Die Lösungen gibt es nach den drei Bildern.

Hornstein vom Wiernsheimer Weg mit einem Stück Chalcedon rechts oben.

Die Chalcedon-Ecke wird herangezoomt.

Die Chalcedon-Ecke wird mit UV-Licht bestrahlt. Der Chalcdon leuchtet gelb auf.

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Lösungen:

1. Blaukalk, Hornstein, Chalcedon, Orbicularis-mergel(stein), Schillkalk, Dolomitstein

2. Oberer Muschelkalk: Blaukalk, Schillkalk

3. Hornstein und Chalcedon zerkratzen, die anderen rutschen nur hin und her.

4. Dolomitstein mit Magnesium

5. Orbicularismergel(stein)

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