Fossiler Muschelkalk (10): Ceratitenschichten und Ceratiten

Fossiler Pop - jeder einzelne "Stein" in dieser bunt unterlegten Spirale ist ein Stück von einem Ceratiten. Diese Ceratitenreste stammen von Äckern, die in den Ceratitenschichten liegen. Die Ceratitenschichten gehören in den Oberen Muschelkalk. Solche Äcker gibt es im Enzkreis östlich von Ispringen, Ersingen und Bilfingen, nördlich von Pforzheim, zwischen Kieselbronn und Enzberg, bei Dürrmenz und großflächig östlich von Wiernsheim-Serres, Heimsheim und Mönsheim.

 

 

Die Spirale - der Ceratit hat ein sprialförmiges Gehäuse.

Die Menge - Bruchstücke von Ceratiten sind auf den entsprechenden Äckern gar nicht so selten zu finden.

Die Trümmer - ein vollständig erhaltener Ceratit ist sehr selten, weil der Pflug jedes Jahr aufs Neue wütet und Gehäuse zerschlägt.

Die Reste - Äcker in den Ceratitenschichten sind meistens steinreich. Um zwischen den Acker-steinen Fossilreste zu entdecken, muss man einen Blick für beides haben. Die folgenden Bilder könnten dabei behilflich sein, den Blick zu schärfen.

Der geschärfte Blick - im Folgenden werden einzelne Stücke aus der obigen Spirale vergrößert dargestellt und zusätzlich Ackersteine aus den Ceratitenschichten:

Steinerner Pop - ein typischer Stein aus den Ceratitenschichten, bunt bemalt. Mit seinen runden Löchern fällt er auf.  Im folgenden Bild ist dieser Stein unbemalt links zu sehen.

Dieser helle Kalkstein mit seinen runden Löchern ist ein ganz typischer Stein in den Ceratiten-schichten. Die Löcher sind leer oder teilweise oder ganz ausgefüllt mit einer weicheren gelblichen Gesteinsmasse, die neben Kalk auch Ton enthält.

Oft gehen die Löcher durch den ganzen Stein durch. Man kann durchs Loch oder durch die Röhre im Stein gucken.

----------------------------------------------------- Das viele Meter mächtige Gesteinspaket "Muschelkalk" ist in einen Unteren, einen Mittleren und einen Oberen Muschelkalk gegliedert. Zum Oberen Muschelkalk sagt man auch Hauptmuschelkalk. Die "Cerati-tenschichten" finden wir im oberen Teil des Oberen Muschelkalks. Es sind Gesteins-schichten, in denen es harte Kalksteinbänke und weichere Tonmergelsteinlagen gibt (Mergel=Ton+Kalk). Die "Ceratitenschich-ten" werden heute auch mit "Meißner-Formation" bezeichnet. Früher nannte man sie "Nodosusschichten" plus "Semipartitus-schichten". Auf einer geologischen Karte sind die Gebiete mit "Ceratitenschichten" rosarot eingezeichnet und mit "mo2" beschriftet.

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Die schlangenförmigen Lobenlinien sind auf vielen Ceratitenresten gut zu erkennen. Auf dem Stein zeigen sich die Lobenlinien als kleine Gräben. Wir halten nicht das versteinerte Gehäuse in der Hand, sondern das versteinerte Innere des Gehäuses, den Steinkern.

Die gelbliche Tonmergelsteinmasse lässt sich leicht auskratzen. Röhren im Kalkstein bleiben übrig.

Auf den Äckern liegen meistens nur Gehäuseteile der Ceratiten, hier Teile der Spirale als bogenförmige Gebilde. Je größer die Ceratiten, desto eher fallen sie dem Pflug zum Opfer, der dann eben  nur Trümmer zurücklässt.

Wo diese Muschelplatten auftauchen, sind die Ceratitenstücke nicht weit. Die vielen Muscheln deuten darauf hin, dass das Muschelkalkmeer zu jener Zeit "lebensfreundlich" war und auch größeren Meerestieren wie den Ceratiten gute Lebensbedingungen bot. Die länglich-runden Gebilde sind Steinkerne von Kahnfüßer-Gehäusen. Sie sind höchstens 2 cm lang.

Das Fossil-stück wurde vom Pflug so zerschlagen, dass die Lo-benlinien im rechten Win-kel zu ihren Verlauf zu sehen sind. Im Stein sind sie röh-renförmig.

Das Gestein in den Ceratitenschichten lässt sich ganz grob zweiteilen: Es gibt einen fossilfreien, gleichmäßig dunklen "Blaukalk" und einen fossilführenden, unruhig-bunten "Schillkalk". Der "Schillkalk" in der Mitte besteht aus einer kalkigen Grundmasse mit hellen Muschelschalentrümmern, gelegentlich auch ganzen Muscheln oder Terebrateln und kleinen Turmschnecken. An die Fossilteile hat sich gellblich-brauner Limonit angelagert. Limonit = Brauneisenerz.

 

Zwei Fossilstücke mit Gas-/Luftkammern, die als helle Gesteinsmasse zwischen den Spalten zu sehen sind. Die dunklen Zwischenräume, die Spalten, sind die einst kalkigen Kammerscheide-wände, die sich auflösten und jetzt Hohlräume bilden. Meistens sind sie mit einer weichen gelblichen Tonmergelsteinmasse ausgefüllt, hier nicht.

Bunter Schillkalk: dunkle, blaugraue Grundmasse des Gesteins, helle Fossiltrümmer, vor allem Muschelschalentrümmer in der Grundmasse, gelblich-rostiger Limonit (Eisenverbindung) auf den Schalentrümmern.

 

Die Kammerscheidewände haben sich aufgelöst. Feine Schlitze blieben übrig, die aber  teilweise oder ganz wieder mit einer gelblichen Gesteins- masse aufgefüllt und ausgefüllt wurden. Zwischen den Linien befindet sich der zu Stein gewordene Gaskammerinhalt, der an einer Stelle komplett herausgebrochen ist.

Der Pflug hat    das Ceratiten-Gehäuse so zerschlagen,   dass der Gehäuse-Quer-schnitt zu sehen ist. Die Quer-schnittsfläche wurde mit Blei-stiftgraphit dun-kel eingefärbt.

Diese Gehäuseteile gehören zu einem Ceratiten, der "Ceratites spinosus" heißt. Er hatte auf seinem Gehäuse spitz zulaufende, dornen-ähnliche Erhebungen. Sie ließen das Tier größer und gefährlicher wirken, was Fressfeinde abschrecken konnte. Jeder Pfeil deutet auf eine Erhebung hin. Bei den meisten ist die Spitze zu einer Beule geworden.

Der Muschelkalk kann ein stumpfer Blaukalk sein oder wie hier ein kristalliner Kalk, der noch zusätzlich weiße Calcit-Adern oder Calcit-Flächen hat.

Drei Gehäusereste auf einem handtellergroßen Muschelkalkstück: Es ist gar nicht so selten, dass mehrere Gehäuse auf einem Stein zu sehen sind.

Hier steckt der Rücken von einem Teil des Gehäuses als Fossilrest im Gestein. Zwei, drei Gaskammern sind herausgebrochen.

 

 

Eigentlich kein Fossil, sondern ein Fossilabdruck. Hier begann die Spirale eines Ceratiten-Gehäuses.

Diese blaugrauen-gelben Steine kommen gehäuft im Oberen Muschelkalk vor, vor allem in den tonreichen Ceratitenschichten. Die Steine sind innen dunkelgrau. Außen haben sie eine hellgraue Rinde. Ein Muschelkalk besteht in seiner Grund-masse aus hellem Calcit, der durch fein verteilten Pyrit und durch Bitumen, ölartige Substanzen,  dunkel wird. Sonnenstrahlen wirken oberflächlich auf Pyrit und Bitumen ein, lösen sie auf, verän-dern sie, lassen sie verschwinden. Der Stein bleicht aus. Heller Calcit bleibt in einer dünnen Haut übrig. Eine weiße Rinde entsteht. Der Stein verliert an Masse. Er schrumpft. Es entstehen Schrumpfungsrisse in der hellen Oberfläche. Enthält dieser Kalk dann noch vermehrt die gelblichen Tonteilchen, dann verwittert er in runden Formen, wenn Wasser den Ton wegspült.