Oberer Muschelkalk 1 - Gesteine und Steine der Trochitenkalk-Formation

Trochitenkalkstein: Dieser Kalkstein gehört in den unteren Oberen Muschelkalk. Er ist fossil-reich. Insbesondere die radrunden Stielglieder einer ausgestorbenen Seelilienart sind nicht zu übersehen: die Trochiten. Hier sitzen drei auf der Steinoberfläche.

Weil die Stielglieder nicht zu übersehen sind, erhielt die Formation eine Bezeichnung, die mit dem Fossil zu tun hat, was durchaus selten ist: Trochitenkalk-Formation. Die meisten Formations-namen beziehen sich auf einen Ort!

Trochiten als Einzelsteinchen: Sie wittern nicht selten aus dem Kalkstein heraus. Dann lassen sich die radähnlichen Gebilde mit ihren randlichen Ein-kerbungen und dem Zentralkanalloch als kleine Einzelexemplare auflesen. Sie sind deutlich kleiner als die unterlegte 1-Euro-Münze. Links sind zwei Trochiten an ihren Einkerbungen stabil miteinan-der verhakt.

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Fossiler Muschelkalk (1): eine Seelilie

Trochitenkalkstein: Die Trochiten sitzen oben auf dem Stein als echte Fossilien. Sie stecken auch im Stein als Calcit-Kristalle, die hier schwarz spiegeln, weil der Stein auf einer schwarzen Unterlage liegt und das Licht ungünstig einfällt.

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Der Muschelkalk insgesamt ist in einen Unteren, einen Mittleren und einen Oberen Muschelkalk aufgeteilt. Nur im Oberen Muschelkalk dominiert der Kalkstein mit mächtigen Bänken. Der Obere Muschelkalk wird daher auch Hauptmuschelkalk genannt. Den Namen prägte der Geologe Quenstedt in der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Im Mittleren Muschelkalk sind andernorts die Steinsalz-, Anhydrit- und Gipsschichten von  großer Bedeutung. In Pforzheim und im Enzkreis gibt nur noch Spuren davon und ausgelaugtes Restgestein. Am meisten trifft man im Mittleren Muschelkalk auf dolomitisches und vor allem verquarztes Gestein.

Im Unteren Muschelkalk bestimmen Dolomit- und Mergelsteine das Bild. Der Kalkstein im Wellenkalk ist zwar auffällig, aber in Bezug auf die Mächtigkeit der Dolomit- und Mergelschichten doch nachgeordnet.

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Trochitenkalkstein: Brauneisenerz verursacht die rostig-gelbbraunen Flecken. Die Trochiten sind kreisrund. Nicht wenige zeigen ihr Zentralkanal-loch.

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Drei Formationen haben im Raum Pforzheim-Enz-kreis Anteil am Oberen Muschelkalk oder Haupt-muschelkalk: die Trochitenkalk-Formation, die Meißner-Formation und die Rottweil-Formation.

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Trochitenkalkstein: mit fossilen Trochiten und einem spiegelnden "Trochiten" in der Mitte, der ein Calcit-Kristall ist.

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Die Trochitenkalk-Formation beschreibt den unteren Hauptmuschelkalk, den unteren Oberen Muschelkalk. Das Besondere, das Typische des Kalksteins dieser Formation ist eine ausgestor-bene Seelilie, die mit ihren kreisrunden fossilen Überresten den Stein prägt. Ihr Name ist "Encrinus liliiformis". Die Seelilie ist keine Pflanze, sondern ein fleischfressendes Meerestier.

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Gesteinsbildende Trochiten: Der Kalkstein enthält Trochiten, runde, radähnliche Gebilde. Es sind die versteinerten Glieder der Seelilie, in die das Tier zerfiel, wenn es verendete. Da die Lebensbedingungen für die Seelilie im Muschel-kalkmeer ideal waren, gab es viele davon. Die Seelilienglieder sind in manchen Schichten der Trochitenkalk-Formation so häufig, dass sie ge-steinsbildend werden. Der Kalkstein ist dann mehr oder weniger eine versteinerte, zusammenge-backene Stielgliedermasse.

Fossil-Trochiten: Die Trochiten sitzen auf dem Kalkstein. Sie sind echte fossile Reste der Seelilie, vor allem Seelilienstiel-Glieder in ihrer runden Form. Die Seelilie hatte einen Kelch mit Fang-armen und saß mit einer Haftschale am Meeres-boden oder auf einem Riff fest. Die Haftschale und der Kelch hinterlassen fossile Reste, die nicht rund sind und damit auch schwer zu erkennen.

Calcitkristall-Trochiten: Die Trochiten sind auch im Kalkstein als Calcit-Kristalle zu sehen. Jeder Calcit-Kristall ist ein einzelner Kristall. Mehr dazu in der Bilderfolge:

Trochiten als Calcitkristalle: Die Trochiten sind auch im Kalkstein verteilt. Es sind dann keine echten fossilen Reste mehr. Die Trochiten haben sich aufgelöst. In ihre Form hinein haben sich Calcit-Kristalle gebildet. Der Calcit-Kristall wurde in die runde Form hineingezwungen. Als Calcit-Kristall verrät er sich durch seine feine Schichtung und die typischen Calcit-Rhomboeder-Winkel. Das Zentralkanalloch blieb meistens erhalten. Ein Calcit-Kristall spiegelt im Licht. Die glatte Ober-fläche glitzert nicht, sie spiegelt im Sonnenlicht.

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Fossiler Muschelkalk (1): eine Seelilie

Blaukalk: Nicht alle Kalksteine der Trochitenkalk-Formation haben Trochiten. Viele Kalksteine sind fossilleer, haben eine glatte Oberfläche und sind im Umriss eher kantig-eckig als gerundet. Die Farbe ist ein schlichtes Grau, mal heller mal dunkler. Liegen diese Steine auf einem Acker im Sonnenlicht, dann sehen sie oft hellblaugrau aus. Da wird der Name Blaukalk verständlich. 

Blaukalk: Unten zeigt sich eine weiße Schicht mit Calcit. Dieser Calcit fluoresziert zart rosarot. Mehr dazu unter Fluoreszenz.

Schillkalk: In der Trochitenkalk-Formation gibt es Kalksteine mit deutlich erkennbaren Fossilien, fossilleere Kalksteine und Kalksteine mit zusammengebackenen Fossilresten, bei denen Muschelschalenreste (Schill) am ehesten zu erahnen sind: Schillkalk, auch Muschelschalen-

trümmerkalk, Lumachelle,  Schalenpflaster. An den fossilen Schalen hat sich bei diesem Kalkstein Brauneisenerz (Limonit) in Gelb abgesetzt.

Schillkalk: An den fossilen Schalentrümmern hat sich hellgrauer Calcit abgesetzt. Am roten Pfeil ist eine Terebratel herausgewittert, der blaue Pfeil zeigt auf ein fossiles Schneckengehäuse, der gelbe Pfeil auf Muschelschalenteile.

Schillkalk: An den Schalentrümmern hat sich Brauneisenerz (Limonit) bräunlich, rostfarben  abgesetzt.

Schillkalk und Blaukalk: Ein farbiger Schillkalk (links) bildet eine fossile Bank auf einem dunkel-grauen Blaukalk (rechts).

Brockelkalk: Dieser Kalkstein in der Trochiten-kalk-Formation lässt sich leicht mit dem Hammer in kleinste Stücke zerschlagen.

Tonmergelstein: Ein gelblicher und weicher Mergelstein liegt als dünne Schicht zwischen den grauen und harten Kalksteinbänken im Haupt-muschelkalk.

Säulensteine/Stylolithen: Auch sie findet man in der Trochitenkalk-Formation, hier aus den untersten Lagen. Die meisten Handstücke stam-men von der Pforzheimer Westtangente im Bereich Brücke Heilbronner Straße und Grün-brücke, Mittelbergweg. Das letzte Bild der Bild-folge zeigt einen Dolomitstein (roter Pfeil) aus der Diemel-Formation, Mittlerer Muschelkalk, und einen Kalkstein (blauer Pfeil) aus der Trochiten-kalk-Formation, Oberer Muschelkalk, an der Westtangente: In beiden Formationen entstanden die Säulensteine zur gleichen Zeit und durch die gleichen Erdbewegungen. Die Bezeichnung "Stylolith" hat griechische Wurzeln: "stylos" = Säule + lithos, -lith = Stein: Säulenstein.

Bohnerz