Pforzheimer Stinkquarz 2

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Was ist ein Stinkquarz-Cluster?

Im folgenden Bild liegt ein Stinkquarz-Cluster auf einer 1-Cent-Münze. Der Cluster ist groß.

Ein Cluster ist eine Häufung von einzelnen Kristallen, die sich dicht an dicht auf einem Stein gebildet haben und als ein Ganzes wirken. Bei einer begrenzten Materialmasse blieben alle Kristalle klein. Außerdem haben sie sich gegen-seitig beim Wachsen gestört und wirken wie zusammengebacken.

Eine der bekanntesten Fundstellen für Pforzheimer Stinkquarze sind die Felder ("Schleifäcker") am Bildweg/Am Eichof in Öschelbronn. Lohnt sich dort eine Suche?

Eine Suche lohnt sich nicht, weil die Äcker abgesucht sind.

Derselbe Cluster wie oben - auch auf der Rückseite gut bestückt!

Wo wurde dieser Cluster gefunden?

Die Gemeinde Niefern-Öschelbronn liegt etwa    20 Autominuten von Pforzheim entfernt. Mitte 2021 wurde in Öschelbronn ein Klinikneubau mit 128 Betten in Betrieb genommen. Vier Jahre lang wurde gebaut. Und vier Jahre lang ließ unser Arbeitskreis den Bau nicht aus den Augen!

Denn der Bau legte die Schicht der Pforzheimer Stinkquarze frei. Dazu noch in einem Gebiet, das für seine Funde berühmt ist. Und schließlich das Ganze bei einer Flächengröße und Baugrubentiefe für ein Krankenhaus!

 

Man kann sagen: Wer in der Baugrube gesucht hat, ist voll auf seine Kosten gekommen. Einer der vielen Funde ist der Cluster. Weitere Funde werden im Folgenden gezeigt und kommentiert.

Drei Stinkquarz-Cluster und eine 1-Cent-Münze.

Ein weiterer Cluster auf der jetzt schon bekannten 1-Cent-Münze. Liegt der Cluster auf weißem Papier, sehen die Kristalle eher schwarz als  dunkelbraun aus. Auf schwarzem Papier wie oben wirken sie in Umbra farbechter. Beachtenswert ist die Vielzahl an Kristallspitzen, insbesondere auch am rechten Rand des Steins.

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Und die sonstigen Funde?

Die Baugrube lieferte Hunderte und Aberhunderte von Pforzheimer Stinkquarzen: ganz kleine und größere, zertrümmerte und wohlgeformte, hellbraune und fast schwarze, sauber herausgewitterte und lehmverklebte, manche noch im Muttergestein eingebettet, andere begleitet von Zellendolomit und Hornsteinen...

Diese Pforzheimer Stinkquarze erreichen gerade eben die Größe von einer 1-Cent-Münze, aber sie sind gut ausgebildet, und alle sind Doppelender.

Diese Stinkquarze, diese Kristalle sind größer als die 1-Cent-Münze.

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Der Klinikneubau ist da. Die Baugrube ist verschwunden. Was lässt sich rückblickend sagen?

Die Stelle ist mit Recht in die Literatur eingegan-gen. Sie ist wirklich stinkquarzreich. In den ersten Tagen ließen sich auf der frisch freigelegten Fläche viele Quarze leicht einsammeln. Für die letzten Tage galt allerdings dann auch: Die Fundstelle war abgesucht.

 

Eine deutliche Schicht, ein klarer Gesteinshorizont mit vielen Stinkquarzen war nicht feststellbar. Es war aber zu beobachten, dass die Quarze unter der Schicht des Zellendolomits weitaus häufiger zu finden waren als im Zellendolomit selber.

Auf 30 kleine Stinkquarze kam ein etwas größerer. Die größeren Quarzkristalle waren oft kaputt und braungrau fleckig. Die kleineren Kristalle zeigten sich oft sehr gut ausgebildet und gleichmäßig dunkelbaun bis schwarz. Doppelender gab es häufig.

Ab und zu tauchten graugelbe Steine auf, in denen die Stinkquarze noch steckten: Quarzkristalle in ihrer Matrix.

Dunkelbraune Stinkquarz-Kristalle in der Matrix oder Löcher, in denen Kristalle steckten.

Rechts steckt im Gestein ein Stinkquarz. Links ist der Stinkquarz herausgefallen. In der Hohlform sieht man, dass sich an den Kristallen häufig Brauneisenerz (Limonit) anlagert und das Gestein gelb einfärbt.

Kleiner geschlagenen Gesteinsstücke, die mit ihren dunklen Löchern die Stinkquarze verraten, die hier herausgefallen sind.

Stinkquarz-Gestein mit dem Hammer in kleinste Stücke zerschlagen: immer wieder die Hohlfor-men, aber auch Stinkquarze, die vorher nicht zu sehen waren.

Drei größere Stinkquarze, die der Hammer aus dem Gestein zauberte.

Links ein herausgefallener Kristall, in der Mitte einer, der noch im Gestein steckt und dazu viele Hohlformen.

Das verkieselte Gestein ist kalkhaltig. Die Kalkteile im Gestein reagieren auf Salzsäure. Es bilden sich Gasblasen.

Das mergelige Gestein, das den Pforzheimer Stinkquarz umgibt, ist kalkhaltig, tonig, dolomi-tisch, metallhaltig und bituminös. Der Stinkquarz besteht zwar hauptsächlich aus Quarz, aber der Kristall kann sein Muttergestein nicht leugnen. Er ist im Innern eben auch kalkhaltig, tonig, dolomi-tisch, metallhaltig und bituminös. Der Stinkquarz-kristall ist so mal mehr, mal weniger verunreinigt, was die bräunliche Farbe verrät. Im Idealfall wäre der Quarzkristall glasklar wie ein Bergkristall.

Der Stinkquarz-Kristall reagiert nicht auf die Salz-säure. Die Gasblasen bilden sich um ihn herum, weil das Gestein, in dem der Kristall steckt,  kalk-haltig ist.

Die Salzsäure löst die Kalkteilchen um den Kristall herum auf, nicht aber den gelb färbenden Limonit, die Eisenverbindung. Der Kalkanteil nimmt ab, der Eisenanteil bleibt gleich, wird aber im Verhältnis zum Kalkanteil mehr. Aus diesem Grund ist das Gestein, das den Kristall umgibt, jetzt intensiver gelb gefärbt. Die Feuchtigkeit wird bei der Farbe wohl auch eine Rolle spielen.

Durcheinander und Verkieselung

 

Die Pforzheimer Stinkquarze waren in der Öschel-bronner Klinikneubaugrube immer begleitet von kleinen schwarzen Hornsteinen, blaugrauen Chalcedonstückchen, von zelligen Dolomitsteinen und weißen Calcit-Einlagerungen. Die ganze Erdschicht zeigte eine unruhige Lagerung, ein gewisses Durcheinander an Steinen, Steinchen, Mineralresten, Lehm und lockerem Erdboden. Die Baugrube gab keinen Einblick in die ursprüngliche Lagerung oder Schichtung der letzten, der ober-sten Meter im Mittlerern Muschelkalk. Auslaugung, Erdbewegungen, Gesteinswanderung am Hang oder schlichtweg der Pflug der Jahrhunderte haben eine ursprüngliche Schichtung zerstört und die verschiedensten Gesteine auf einen gemein-samen Horizont gebracht. Er zeigte in der Bau-grube die verschiedenen Arten der Verkieselung in den obersten Metern des Mittleren Muschelkalks.

Die Baugrube gab einen sehr guten Einblick in die Verkieselung des Mittleren Muschelkalks. Im Bild ist das Gestein drusig, mit vielen kleinen Quarz-kristallen durchsetzt. Es ist verkieselt.

Die drei Steine aus der Baugrube zeigen eine andere Art der Verkieselung: Jeder rote Punkt zeigt einen herausgebrochenen Pforzheimer Stinkquarz. Das Gestein war und ist mit vielen kleinen und größeren Quarzkristallen durchsetzt. Die weißen Punkte zeigen kleine helle Quarz-kristalle an. Am schwarzen Punkt steckt ein Stinkquarz noch im Muttergestein.

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Zum Schluss ein paar Fragen für diejenigen, die ihren Spaß daran haben oder die echte knallharte Herausforderung suchen:

Dieses Foto dient der spielerischen Wiederholung! Die Aufgaben dazu in Blau!

1. Aufgabe: Die Münze dient dem Größenvergleich. Welcher Münzwert darf hier dienen?

 

2. Aufgabe: Um welche Nummer scharen sich die kleinen Stinkquarze?

 

3. Aufgabe: Die großen Stinkquarze gesellen sich um die Nr. 4. Wie viele von den großen Stinkquarzen sind keine Doppelender?

 

4. Aufgabe: Welcher Nummer, welchen Nummern könnte man das Wort "Matrix" zuordnen?

 

5. Aufgabe: Welches Stichwort, welcher Begriff passt?

 

a. Der obereste Gesteinshorizont des Mittleren Muschelkalks:

b. Eine Häufung von einzelnen Kristallen, die als ein Ganzes auf den         Betrachter wirkt:

c. Das natürliche Gestein, in dem ein Pforzheimer Stinkquarz                    eingebettet ist:

d. Die schwarzen Steinchen, Reste von Kieselknollen, die mit                  den Stinkquarzen im Boden stecken:

e. Das weiße Mineral, das im Zellendolomit zu finden ist:

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Lösungen: 1. eine 50-Cent-Münze, 2. Nr. 3 für die Kleinen, 3. zwei sind keine Doppelender, 4. insbesondere Nr. 1, aber auch Nr. 2 und 5,

5a. Diemel-Formation, 5b. Cluster, 5c. Matrix, 5d. Hornstein, 5e. Calcit

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7. Noch ein paar Bilder, die die Größe der Stinkquarze verdeutlichen und mit Säureblasen zeigen, dass die Matrix, in der die Kristalle stecken, doch recht calcithaltig ist.

Das Gestein, in dem die Quarze stecken, ist dolomitisch mit einem hohen Anteil von Calcium. Bei verdünnter Salzsäure braust das Trägergestein, die Matrix, heftig auf und bildet große Gasblasen.

Bei diesem Cluster sind die Gasblasen kleiner, weil die Quarzkristalle zu dicht gewachsen sind. Der Dolomitstein bietet nur kleine Angriffsflächen für die Säure.

4 gereinigte Cluster aus dem nicht ausgestellten Museumsbestand. Sie Stammen aus den 1980-er Jahren; Wurmberg und Öschelbronn.