Im oberen Mittleren Buntsandstein 2

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Sandgebilde, Bindemittel, Wadflecken, Kar-bonate, Oxide, Mulm und Kristallbildung

Diese schlanken, wurstähnlichen Sandgebilde findet man am Fuß der Felsen, aber auch in den Felswänden im Bereich des Oberen Geröllsand-steins im Mittleren Buntsandstein. Hier sind sie in einem runden Gefäß als "Blumenstrauß" gesteckt  und angeordnet.

Hier liegen die Sandgebilde ungeordnet auf einem Tisch. Die Münze zeigt die durchschnittliche Größe der Gebilde.

Die Sandgebilde haben etwas mit den Wadflecken im Sandstein zu tun. Dieser Sandstein hatte ein karbonatisches Bindemittel, das die Sandkörner miteinander verklebte, ein Gemenge aus Eisen-karbonat, Mangankarbonat, Kalziumkarbonat. Es ist dem Bindemittel, dem Zement, dem Kitt eigen, sich in Bewegung zu setzen. An einem Punkt fängt das Bindemittel an, sich zu sammeln. Dabei ver-sucht das karbonatische Bindemittel, einen Kristall zu bilden.

Häufige Karbonat-Kristall-Formen sind rechts der quaderähnliche Rhomboeder und links der in die Länge gezogene Skalenoeder, der sich aus 12 ungleichseitigen Dreiecken zusammensetzt. Das Gemenge der karbonatischen Bindemittel ver-sucht, einen Kristall in der Form eines Skaleno-eders zu bilden.

Das Gemenge der karbonatischen Bindemittel ist den Gesetzen der Kristallbildung unterworfen und kann nicht anders, als sich in einen Skalenoeder zu verwandeln. Doch überall ist Sand! Der Kristall wächst und baut den Sand einfach in die Kristall-form ein. Der Kristall formt den Sand nach seinem Willen zu einem sandigen Skalenoeder. Dabei bleibt der Sand immer an der gleichen Stelle.

 

Die Luft mit Sauerstoff und Kohlendioxid, Wasser und Säuren wirkten in späteren Zeiten auf das Bindemittel im Sandstein und auf die Kristallform ein. Die Eisen- und Mangankarbonate wurden zu einem wasserhaltigen Eisen- oder Manganoxid, das zum lockeren, bindungsunfähigen Mulm wurde. Das Kalziumkarbonat konnte als Binde-mittel die Kristallform halten, bis dann im örtlichen Sandstein säurehaltiges Wasser das Kalziumkarbonat auflöste. Die Kristallform löste sich auf, aber nicht die Sandkörner. Sie blieben als Scheinkristalle, als Kristallmarken erhalten, dank des nachfolgenden Bindemittels Kieselsäure.       

 

Feines, reines  Kalziumkarbonat kann einen Kristall mit klaren Kanten und Ecken bilden. Die groben Sandkörner können es nicht. Dennoch zeigen sie in ihrer groben Form als Scheinkristalle die einstige Form des Skalenoeders.

Der Ort, an dem sich das karbonatische Binde-mittel ansammelte, zeigt auf dem Foto einen stabilen länglichen  Sandkristall, der in einem Hohlraum liegt und von einer lockeren Masse aus Eisenrost und Manganmulm umgeben ist. Der Kristall ist wie der Mulm gefärbt. Er kann, weil er nicht verkittet ist, leicht aus dem Hohlraum herausfallen.

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Namensgebung, Begrifflichkeit

Der Sandstein ist fleckig. Er zeigt Spuren von Vorgängen, die den Sandstein veränderten. Für das Wort Spuren wird in der Literatur auch das Wort Marken verwendet, ein Wort, das meistens im Plural zu lesen ist. Diese Marken, diese Spuren im Sandstein, entstanden durch das Wachstum von Kristallen. Die Wadflecken im Sandstein könnte man dann mit Karbonatkristallmarken beschreiben oder mit Skalenoedermarken.

 

"Die Wadflecken sind Pseudomorphosen." Wäre das eine passende Beschreibung? Die Pseudomor-phose beschreibt das Phänomen, dass ein Mineral in der Kristallform eines anderen Minerals auftritt.

Nun ist der Sand kein Mineral, und es liegt auch keine vorgetäuschte (pseudo) Bildung (morphose) eines Kristalls vor. Es bildete sich ein echter Kristall, aber danach hat er sich aufgelöst. Das Wort Pseudomorphose passt nicht.

 

Würde das Wort Karbonatkristall-Relikt passen? Bei einem Relikt gibt es immer einen kleinen Rest, ein Überbleibsel, was aber beim Skalenoeder nicht der Fall ist.

 

Die wurstähnlichen Sandgebilde könnte man einfach nur als Scheinkristalle im Buntsandstein bezeichnen.

Bei den Scheinkristallen ist Zwillingsbildung häufig zu beobachten.

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Sandsteinkugeln, Kugelsandstein

Auf den Münzen liegt rechts eine glatte Tongalle und links eine raue Sandsteinkugel.

Die Sandsteinkugel stammt aus dem Kugelsand-stein des oberen Mittleren Buntsandstein. Hier steckt eine Kugel noch in der Tiefe des runden Lochs.

Die Sandsteinkugel liegt neben einem Kugelsand-stein mit vier leeren runden Löchern.

Wenn das Karbonat zu einem großen Skalenoeder in den Sandstein hineinkristallisiert, dann wird am Ende ein großer Scheinkristall das Ergebnis sein.

Dabei ist denkbar, dass der große Kristall die Masse von einigen kleinen übernommen hat, die sich mit in seiner Nähe entwickelten.

Aber es gibt auch Funde, bei denen viele Schein-kristalle zu sehen sind, die von einem zentralen Punkt aus kugelförmig in alle Richtungen zeigen. (Das Bild veranschaulicht und übertreibt dabei etwas in der Darstellung!) Hier sind ursprünglich viele Skalenoeder in Konkurrenz zueinander von einem Mittelpunkt aus gewachsen. Die Kristalle lösten sich auf, wobei ihre Spitzen zu gerundeten Sandsteinenden wurden, die, wenn es viele waren, insgesamt ein kugelförmiges Aussehen annahmen. Der entsprechende Kugelsandstein-horizont ist eine typische Erscheinung im oberen Mittleren Buntsandstein.

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Manche Sandsteine im oberen Mittleren Buntsand-stein haben besonders große Wadflecken. Die Außenseite dieser Sandsteine ist oft großflächig

schwarz. Die schwarze Farbe, verursacht durch Metallverbindungen, sitzt fest auf den groben Sandsteinkörnern. Man kann sie nicht wegkratzen, abspülen oder wegpusten. Die ziemlich großen

Sandsteinkörner lassen sich allerdings ohne allzu große Mühe abfeilen. Die Klebkraft des Binde-mittels ist nicht sehr stark.

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