Mittlerer Muschelkalk 4 -

Tripel und Saharastaub

Im Mittelpunkt dieser Unterseite steht der Tripel als eine besondere Form der Verkieselung in den obersten Metern des Mittleren Muschelkalks. Am Ende wird dann Staub aus der Sahara mit dem Tripel assoziiert. (Für den Saharastaub hier weit nach unten scrollen!)

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Der Tripel oder der Trip

Der Tripel ist ein leichtes Gestein.

Das rohe Tripelstück links im Bild wiegt so viel wie zwei 1-Euro-Münzen. Man könnte zwei Münzen in die Hand nehmen, dann spürte man das geringe Gewicht...

Der Tripel ist ein Sedimentgestein.

Die Tripelschicht liegt im oberen Teil des Mittleren Muschelkalks. Die Schicht ist nur um die zwanzig Zentimeter mächtig. Die Tripelmasse ist tonig, kalkig, dolomitisch, eisenhaltig und vor allem verkieselt.

 

Der Tripel war ein begehrtes Gestein.

Der Tripel wurde einst in kleinen Gruben abge-baut, die  bis zu 20 m tief sein konnten und nur ein oder zwei Arbeitenden Platz boten. Viele Gruben lagen im Norden von Pforzheim und auf Brötzinger Gebiet. Nördlich vom Hachelturm in Pforzheim gibt es heute noch als Straßennamen den "Trippelweg". Der Tripel wurde über 200 Jahre hinweg in der Pforzheimer Edelsteinbearbeitung und Schmuckindustrie als Schmier- und Polier-mittel gebraucht und verwendet. Zum Namen: Vielleicht ursprünglich das Gestein oder das Schleifmittel aus der Stadt Tripolis.

Der Tripel ist hellgelb und weich.

Hellgelb, das ist seine Farbe. Im Bild sind die  dunkleren, bräunlichen Stellen  Eiseneinlagerun-gen. Die Gesteinsstücke liegen ohne spitze Ecken und scharfe Kanten da: Der bergfrische Tripel ist ein sehr weiches Gestein. Das Weiche hat mit dem hohen Tonanteil im Tripel zu tun. Im Dünn-schliff lässt sich das Tonmineral Illit nachweisen. Mit einem mit Wasser befeuchteten Finger lässt sich der frisch geschlagene Tripel zu einer schmierigen Schlammmasse zerreiben. Ist der Tripel ausgetrocknet, wird er hart.

Wie reagieren die Tonteile in einem ausge-trockneten Tripelstück auf Wasser?

Im Bild steht ein Stück luftgetrockneter Tripel in einem Marmeladenglasdeckel. Da dieser Tripel trocken ist, ist er sehr hart. Aus dem Kännchen wird Wasser in den Deckel gegossen. Wie werden die Tonteile im Tripel das Wasser aufsaugen? Langsam? Gierig schnell? Überhaupt nicht?

Der Tripel saugt sich in wenigen Sekunden feucht. Das hat etwas Gieriges an sich! Es lässt sich auch gut beobachten, wie der Wasserstand im Deckel abnimmt. Der Ton im Tripel saugt sich mit Wasser voll, aber er quillt nicht auf. Die Form bleibt. (Die zwölf Fotos wurden in zwölf Sekunden gemacht.)

Der Tripel ist kein Krümelgestein.

Der Tripel mag auf den ersten Blick bröselig aus-sehen. Trotzdem zerfällt er nicht in kleinste Stücke, Krümel oder Brösel, wenn er mit dem Messer zerschnitten wird. Er bleibt am Schnitt stabil. Die Stabilität hängt mit dem hohen Grad der Verkieselung zusammen. Der Tripel besteht bis zu 8O% aus mikrokristallinem Quarz.

Auch beim Feilen bleibt das Stück Tripel stabil in der Hand. Der weiche Tripel lässt sich abfeilen, ohne gleich in tausend Stücke zu zerböseln. Beim Abfeilen entsteht eine mehlartige Masse.

Der Tripel ist weich und trotzdem stabil. Man kann den Tripel mit dem Finger bearbeiten: eine Unreinheit wird weggerieben, eine Verfärbung beseitigt, eine Fläche geglättet. Das geht alles mit dem Finger. Beim Reiben fühlt sich der trockene Tripel mehlartig an. Das Gesteinsmehl bleibt auf dem Finger kleben, wie rechts im Bild.

Der Tripel schleift und poliert.

Die Quarzkristalle im Tripel sind so klein, dass sie beim Schleifen eines Edelsteins den Stein nicht zerkratzen. Andererseits sind sie so groß, dass sie beim Schleifen und Polieren noch Wirkung zeigen.

Ein Tripelstück wurde mit Druck ein paar Minuten lang über die abgebildete Glasfäche bewegt. Danach sieht man auf dem Glas zunächst keine Veränderung (links). Erst wenn man das Glas im Licht hin- und herbewegt, sieht man plötzlich, dass der Tripel das Glas milchig werden ließ. Das Glas ist nicht zerkratzt. Es hat jetzt nur eine matt glänzende Stelle (rechts). Der Tripel schleift und poliert, ohne zu zerkratzen.

Mehrere Bilder folgen hier aufeinander:

Eine Glasscheibe liegt auf einer grauen Unterlage.

Vier Münzen liegen an den vier Ecken der Glas-

scheibe (1). Die Ecke mit der 1-Euro-Münze wird mit diesem Stück Tripel bearbeitet (2). Der Tripel wird fest aufs Glas gedrückt und hin- und herge-rieben. Vom Tripel fallen beim kräftigen Reiben kleine Stücke ab (3). Anfangs rutscht der Tripel noch wie über eine Eisfläche, aber schnell "beißt" er sich in die Glasfläche ein. Dort, wo man reibt, spürt man auf dem Glas einen leichten Wider-stand. Rutscht man beim Reiben weg von der bearbeiteten Stelle, rutscht der Tripel sofort wieder wie über eine Eisfläche. Nach wenigen Minuten ist das Glas "bearbeitet". Aber es ist nichts zu sehen (4). Ein schwarzes Stück Papier wird unter die bearbeitete Stelle geschoben. Jetzt sieht man, dass das Glas bearbeitet wurde. Es ist nicht zerkratzt. Es ist durch den Tripel matt ge-worden (5). Das milchige Ergebnis ist zum Schluss grau ausgemalt noch etwas deutlicher dargestellt (6).

Der Tripel enthält metallische Verbindungen.

Bergfrisch kann der Tripel nicht als Schleifmittel eingesetzt werden. Er muss vorher an der Luft trocknen. Dann wird er gemahlen und von Verun-reinigungen befreit. Das Mehl wird mit einem Bindemittel zu einem handhabbaren Schleifmittel.

Eisen- und Manganverbindungen sind  Verunrei-nigungen im Tripel, die auch die Farbe des Tripels beeinflussen. Brauneisenerz verursacht gelbe, braune oder rostfarbenen Flecken. Manganoxid bringt schwarze Flecken, Punkte oder wie im Bild dendritische (bäumchenähnliche) Formen.

Das grobe Tripelstück links wurde mit Schmirgel-papier und dem Finger bearbeitet. Es zeigte sich bald, dass die metallischen Verunreinigungen nicht die gesamte Tripelmasse durchdringen. Der Tripel zeigt sich rechts fast einfarben mit einer mehligen Oberfläche.

Links ist ein bearbeitetes Stück Tripel zu sehen. Mit einem Messer wurde der rohe Tripel zu einer "Quarzkristallform" geschnitten und geschabt und dann mit dem Finger geglättet. Bei der Bearbei-tung ging der Gelbton des Tripels (rechts) ver-loren. Der bearbeitete Stein ist hellgrau (links). Die dunklen Pünktchen sind metallische Einlage-rungen, keine Löcher.

Der Tripel hat Gesteinsnachbarn.

Auf dem Zeitungspapier liegt der hellgelbe Tripel in der Mitte von all dem Gestein, das ihn unmittel-bar begleitet. Wie der Tripel selber ist auch dieses Gestein kalkhaltig, dolomitisch, tonhaltig, ver-kieselt, und es enthält stark färbende Metallver-bindungen. Aber immer wieder ist das begleitende Gestein ein bisschen anders als der Tripel. Seine Gemengelage ist für ein Schleifmittel eben der Idealfall! Beim Unterscheiden von Tripel und Nachbargestein half der hellgelbe Farbton des Tripels und sein auffällig leichtes Gewicht in der Hand.

In der Baugrube dem Tripel auf der Spur!

Beim Bau der Westtangente in Pforzheim: Eine Straßenböschung wird angelegt. Der Bagger hat die Diemel-Formation freigelegt. Es ist aber kein Aufschluss mit sauberer Schichtfolge. Es ist ein zusammengestürztes, abgesacktes, verbogenes Durcheinander, das nur auf ein paar Meter die eine oder andere Schicht andeutet.

Beim Zusammensinken und Abrutschen sind auf ein paar Meter Länge zwei Gesteinshorizonte bei-einander geblieben: die gelbe Tripelschicht und unmittelbar darüber die dunkle Schicht mit vielen Hornstein- und Chalcedonknollen, die nach oben hellgrau wird. Schon nach wenigen Metern rechts und links sind die beiden Schichten abgerissen, abgesackt, verschwunden.

Hellgelber Tripel und ein gelber Pfeil, dunkle Hornsteinknollen und ein blauer Pfeil.

Hellgelber Tripel und dunkler Hornstein, hier noch als vollständiger Brocken mit Riss, im vorigen Bild schon halbiert: Ein Teil des Hornsteins fehlt im vorigen Bild.

Den Tripel und die Hornsteinknollen konnte man an der Westtangente wahrhaftig nicht als gleich-mäßig ausgebildete, ungestörte Horizonte erwar-ten, wenn man das Auf und Ab an dieser West-tangenten-Böschung sieht.

Der Tripel rutscht. Der Tripel schreibt.

Man kann mit dem Tripelstück mit Druck einmal kurz über den Handspiegel reiben. Es passiert nichts! Das Tripelstück rutscht ohne Wirkung über das Glas wie über eine Eisfläche. Erst ständiger Druck und ständiges Reiben an einer Stelle macht das Glas matt, wobei es nie zerkratzt wird.

Die Tischoberfläche ist rauh. Der Tripel rutscht nicht aus. Man kann mit ihm auf den Tisch schreiben. Beim Schreiben fiel kein Brösel vom Tripel ab.

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Wetterlage: Feinstaub aus der Sahara

 

Mitte März 2022 sorgt die Wetterlage dafür, dass  Pforzheim und drumrum mit Feinstaub aus der Wüste Sahara bedeckt wird. Die Wolken sind gelblich. Das Sonnenlicht ist trübe. Nach ein paar Tagen ist alles, was im Freien steht und liegt, mit einem Hauch von Gelb bedeckt oder bei Nässe voll mit gelblich-rötlichen Flecken.

 

Ja, ganz plötzlich ist er da,

der Feinstaub aus der Sahara!

Der blaue Himmel ist verstaubt,

was der Sonne Strahlkraft raubt.

Es zeigen weiße Pfeile

auf verstaubte Autoteile.

Die Autofahrer sind entzückt,

wie der Staub die Autos schmückt.

Gelegentlich regnet es aus den Staubwolken. Ein Marmeladenglasdeckel wird auf die himmelsoffene Terrasse gelegt, um den Feinstaub im Regen einzufangen.

Der Feinstaub kommt im Regen:

Den Deckel in den Regen legen!

Es dauert, bis der Deckel voll,

denn es regnet nicht so toll.

Ins Trockene holt man ohne Mühe

den Deckel mit der braunen Brühe.

Das Wasser ist nach ein paar Stunden

verdunstet, einfach weg, verschwunden.

Nun wird, das klingt irgendwie verrückt,

ein Finger in die Sahara gedrückt.

Der Feinstaub bleibt am Finger kleben.

Jetzt geht´s nach links zum Glas daneben.

Bei der Münze, an dem Eck

ist das Glas ganz ohne Fleck!

Der Finger wird aufs Glas gelegt,

dann reibend hin und her bewegt.

Und so rutscht der Finger munter

mit Feinstaub übers Glas darunter.

Wenn man nach einigen Minuten beim Reiben innehält, um nach irgendwelchen Kratzspuren zu suchen - man entdeckt nichts! Auch druckvolles Reiben scheint auf der Glasscheibe keine Spuren zu hinterlassen.

Das Reiben heftig, der Fingerdruck groß,

das alles scheint recht wirkungslos!

Vom Wüstenstaub gibt´s keine Spur

auf dem Glas, denn das bleibt stur!

Doch der Feinstaub aus der Wüste wirkt! Man sieht das allerdings nur, wenn man die Glasscheibe ein wenig im Licht hin und her dreht: Dann ist plötzlich ein matter Fleck zu sehen!

Doch dreht man dann das Glas im Licht,

erkennt man, unberührt ist es wohl nicht.

Denn es zeigt sich eine helle

milchig-matte Stelle.

 

Es ist, als hätt´ der Staub

die Scheibe unbemerkt geküsst,

so dass sie leicht ermattet

von ihm nun träumen müsst.

Der Sand in der Wüste Sahara ist häufig Quarz-sand. Aus dem Sand wird der Staub heraus- und aufgewirbelt. Auch das Staubkorn ist noch ein Quarzkorn. Das Staubkorn ist zu klein, um etwas zu zerkratzen. Aber es ist groß genug, Glas in Milchglas zu verwandeln. Und damit zeigt der Feinstaub die gleiche Wirkung wie der Tripel.

An diesem milchig-matten Fleck begrüßte

der Tripel brüderlich den Staub der Wüste.

Zum Schluss denkt man an die Hausfrauen und die Autofahrer, die bei der nächsten Wetterlage putzend und reibend den Staub von den Fenstern haben möchten:

Wollt ihr matte Scheiben,

müsst ihr kräftig reiben!

Was einem schlussendlich durch den Kopf geht:

Wie hilfreich ist der Scheibenwischer, wenn man mit dem Auto stundenlang im Dauerstaubregen unterwegs sein muss? Modernem Autoglas wird es wohl nichts ausmachen.

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