Märchen im Museum - Kapitel 51 - 59

Das 51. Kapitel: Was steckt im Dalmatinerstein?

 

Ein Uhr in der Früh. Milchs Geburtstagsfeier ging zu Ende. Die geheimnisvolle Kraft zog alle Partygäste zurück in die Vitrinen. Es wurde still im Museum. Vitrine Glas machte noch eine letzte Kontrollspiegelung. Alles und jeder war auf seinem Platz.

Vitrines letzte Kontrollspiegelung durchs Museum: Naturgemäß bewegt sich Vitrine mit Lichtgeschwindigkeit, so dass sie die verschiedensten Ecken und Räume mehr oder weniger gleichzeitig kontrollieren kann.

Auch das Hündchen Labrador lag als Seifenstein wieder in seinem Kasten. Und daneben der Dalmatinerstein. Vitrine überlegte: " Im Labradorit-Seifenstein steckt ein kleiner Labrador. Und im Dalmatinerstein? Steckt da auch ein Hund drin? Ein Dalmatiner? Der Dalmatiner ist schließlich eine Hunderasse.

Links der Labradorit-Seifenstein, rechts der getupfte Dalmatinerstein.

Warum zeigt er sich nicht um Mitternacht? Was muss man sagen, um das Verborgene hervorzulocken?"

Vitrine nahm sich vor, das um Mitternacht herauszufinden.

Das 52. Kapitel: Versuch, Irrtum und Erfolg

 

23 Stunden später. Es ist Punkt Mitternacht. Vitrine umspiegelt den Dalmatiner-Seifenstein. Was soll sie sagen? Wie soll´s sie sagen? Sie zögert.  

Wie die anderen Seifensteine auch, wird der Dalmatinerstein von Sekunde zu Sekunde grauer, die Tupfer blasser. Fast im Flüsterton sagt Vitrine schließlich, dicht am Stein: "He, Dalmatiner, zeig dich!" Nichts passiert. Der Stein wird nur noch blasser. Dann sagt Vitrine nur: "Dalmatiner!" Keine Wirkung. Der Stein wird noch ein bisschen grauer. Vitrine versucht es mit "Dalmatinerhund", mit "Fleckenhund" und "Tupfer", "Seifendalmatiner", mit "Dalma", "Dalmithündchen", "Dalmatio", "Dalladalla". Sie hat keinen Erfolg. Etwas enttäuscht murmelt sie vor sich in: 

 

"In dem Stein wird nichts sein."

 

Da, plötzlich kommt Bewegung in den Seifenstein! Es passiert tatsächlich etwas. Der Seifenstein verwandelt sich Stück für Stück in einen Hund, in einen Dalmatiner. Zuerst schaut der grimmig drein, dann streckt er frech die Zunge raus, und schließlich grinst er Vitrine freundlich an.

Das 53. Kapitel: Er schrumpft!

 

Als Vitrine den grinsenden Hund sah, musste sie lachen. "Scheint ein freundlicher Zeitgenosse zu sein", dachte sie. Der Dalmatiner grinste weiter, und plötzlich fing er an....Vitrine blieb vor Staunen der Mund offen stehen. Der Hund fing an zu schrumpfen! Immer kleiner wurde er. Fast war er schon zu einem Punkt geschrumpft, da rief Vitrine:

 

"He, Kleiner, werd´ größer!"

 

Augenblicklich hörte der Dalmatiner auf, kleiner zu werden. Im Gegenteil, er fing wieder an zu wachsen. Aber richtig groß wurde er nicht. Gerademal so ein bisschen größer als ein Daumennagel! Dann war Schluss.

Was für ein Winzling! Vitrine kam aus dem Staunen nicht heraus. Vorsichtig wollte sie ihn mit dem kleinen Finger streicheln. Da sprang er auch schon auf ihren Daumen, der durch die Berührung sichtbar wurde.

Das 54. Kapitel: Jeder will mit ihm spielen

 

Natürlich blieb Vitrines Tun nicht lange unbemerkt. Mineralien wurden aufmerksam. Was machte Vitrine da? Die ersten, die neugierig heranschwebten, waren ein paar Trommelsteine, genauer gesagt, ein paar Grünquarze und ein paar Rosenquarze. Das war nicht weiter verwunderlich, schließlich steht die Trommelsteinkiste unmittelbar neben dem Kasten mit den Seifensteinen.  

Die Grün- und die Rosenquarze schauten Vitrine und dem winzigen Hund ein paar Minuten lang zu. Keiner sagte was, aber die Augen begannen zu leuchten. Was für ein Winzling! Wie lebhaft! Wie das Hündchen auf Vitrines Daumen umhersprang! Wie sie ihn mit dem kleinen Finger streichelte! Und wie er grinste! Und da, jetzt schleckt er mit der Zunge über den Daumen! Ein Schmusetier. Wie niedlich!

Dann hielten es die Zuschauer nicht mehr aus. Ein Grünquarz fragte: "Du, Vitrine, den haben wir noch nie gesehen. Wie heißt denn der?" 

Vitrine musste nicht lange nachdenken: "Das ist ein Dalmatiner. Und deshalb heißt er Dalmatino!" 

Schon fragte der nächste, ein Rosenquarz: "Darf ich ihn auch mal streicheln?" Und dann ging´s los: "Ich will auch mal! -  Hi, Tino! - Dalmatino, komm mal her!  - Hallo, kleiner Tino, spring mir mal auf den Kopf.... 

Die Grün- und Rosenquarze riefen durcheinander, gestikulierten, lockten, zeigten Tino dies und zeigten ihm das. Und der winzige Tino machte alles begeistert mit. Was für ein Spielgefährte! Bald hatten die Trommelsteine den Winzling in ihr Herz geschlossen. Und jeder, wirklich jeder ging ganz liebevoll mit ihm um. Vitrine dachte an den Griesgram, und es ging ihr durch den Kopf: Wie nett doch die Rosenquarz-Trommelsteine sein können!

Märchenfreies Mineralien-Modul 15: Dalmatinerstein

Das 55. Kapitel: Ein Problem auf Italienisch lösen

Eine Stunde lang spielten die Grün- und Rosenquarze begeistert mit dem winzigen Dalmatiner. Dann musste jeder wieder in seine Vitrine, seine Kiste oder in den Seifenstein-Kasten zurück. "Morgen Nacht kommen wir wieder!", riefen die Grün- und Rosenquarze noch schnell Vitrine zu.

 

23 Stunden später schwebten die Quarze aufgeregt und erwartungsvoll zum Seifenstein-Kasten. Vitrine war schon da. Sie erinnerte sich an das, was den Seifenstein in der Nacht zuvor verwandelt hatte und sagte:

 

"In dem Stein wird nichts sein."

 

Vitrine, die Grünquarze, die Rosenquarze, alle schauten gespannt auf den Dalmatinerstein. Gleich würde er sich verwandeln. Aber er regte sich nicht. Nicht die kleinste Zuckung. Was war jetzt wieder verkehrt? Natürlich, der Dalmatiner hatte ja einen Namen bekommen. Schon riefen die ersten Trommelsteine: "Dalmatino!" Andere riefen nur "Tino!" Aber es passierte nichts. Mit großen Fragezeichen in den Augen schauten sie alle auf den Seifenstein. 

Mitten hinein in die Stille und in die Ratlosigkeit sagte ein ganz junger Grünquarz traurig: "Kein Hündchen Dalmatino!" Und weil er aus den italienischen Alpen stammte, sagte er es noch einmal leise, aber auf Italienisch: "Niente Cagnolino Dalmatino." 

Während die Rosenquarze noch etwas unsicher auf den sich verändernden Dalmatinerstein schauten....

Da lief ein Zittern über den Dalmatinerstein und er begann sich in das Hündchen zu verwandeln. Während die Rosenquarze noch etwas unsicher auf den sich verändernden Dalmatinerstein schauten, hatten die Grünquarze längst begriffen! Sie fingen an, im Chor zu rufen: "Cagnolino, Dalmatino! Cagnolino, Dalmatino!" Immer wieder und immer vergnügter: "Cagnolino, Dalmatino!" Als der erste Rosenquarz mit einstimmen wollte, stand das Hündchen schon vor ihnen und grinste.

Dann der Schock in jedem Gesicht, als Dalmatino anfing zu schrumpfen. Aber Vitrines Ruf "He, Kleiner werd´ größer!" rettete die Situation. 

 

Bis ein Uhr spielten die Trommelsteine und Dalmatino vergnügt und ungestört miteinander.

Das 56. Kapitel: Italienisch ist nicht die Lösung

 

Wiederum 23 Stunden später. Wieder war Vitrine da. Im Nu schwebten eine ganze Reihe Grün- und Rosenquarze über dem Kasten mit den Seifensteinen. Und schon stimmte einer an, die anderen fielen mit ein, und es klang wie ein Schlachtruf: "Cagnolino, Dalmatino! Cagnolino, Dalmatino!" 

Ziemlich schnell verebbte dann aber der Chorruf. Denn es rührte sich nichts. Wirklich gar nichts! Die Trommelsteine schauten stumm und enttäuscht Vitrine an.

Vitrine probierte es selber noch einmal mit diesem und mit jenem Wort, bis hin zu "In dem Stein wird nichts sein" und "Cagnolino, Dalmatino!" Aber auch sie hatte kein Glück. Etwas genervt sagte sie schließlich:

Da! Die Trommelsteine trauten ihren Augen nicht, und Vitrine schüttelte ungläubig den Kopf! Wie rätselhaft! Der Dalmatinerstein verwandelte sich. Das Hündchen grinste. Und dann fing es an zu schrumpfen. Genau in diesem Augenblick erkannte Vitrine die Lösung des Rätsels! Um den Dalmatiner-Seifenstein zu verwandeln, ging es nicht um ein Wort, schon gar nicht um ein italienisches, nicht um den Namen des Hundes, nicht um einen bestimmten Spruch. Es ging einzig und allein um... Oh weh, sie hatte das Schrumpfen nicht beachtet. Für "He, Kleiner, werd´größer!" war es schon zu spät. Dalmatino war zu einem Punkt geschrumpft und dann verschwunden. Und da lag er wieder in seinem Kasten, der Dalmatinerstein!

Das 57. Kapitel: Des Rätsels Lösung

 

Zuerst waren alle Quarze verblüfft, dann wurden alle Quarze traurig. Wieder kein Spielgefährte! Enttäuscht schauten sie Vitrine an und wunderten sich, dass ihre Augen so fröhlich blitzten. Hatte sie eine Idee?

 

Sie hatte! "Hört zu, Quarze", fing Vitrine an, "ich glaube, ich hab´s! Für die Verwandlung brauchen wir keine bestimmtes Wort und keinen Namen. Was wir brauchen, ist ein Reim. Er muss zum Dalmatiner passen. Leider wirkt der nur einmal. Dann ist ein neuer Reim fällig. Also, wer hat einen Vorschlag?" Vorwitzig rief ein dunkelgrüner Grünquarz:

 

"Dieser Dalmatiner 

ist ein Hund

und kein Schlawiner!"

 

Die meisten Quarze hatten keine Ahnung, was ein Schlawiner ist, aber es funktionierte! Sekunden später grinste Dalmatino in die Runde, nachdem auch rechtzeitig ein paar "He, Kleiner, werd´ größer!" gerufen hatten.

Die Grünquarze, die Rosenquarze, der Winzling Dalmatino - fast eine Stunde Spiel lag vor ihnen. Schon in der vergangenen Nacht hatten sie Dalmatino beigebracht, sich zu verstecken. Dann wurde er von allen anderen gesucht. Wer ihn entdeckte, hatte gewonnen. 

Ein Klick aufs Bild vergrößert das Bild und das Versteck!

Die Grün- und Rosenquarze riefen Dalmatino zu: "Los, versteck dich, wir schauen weg!" Dalmatino sah, dass auffällig viele Trommelsteine in dieser Nacht in der Trommelsteinkiste liegen blieben. Sie unterhielten sich, lachten und hatten ihren Spaß miteinander. Dalmatino sprang mitten unter sie. Wo ist er?

So spielten Dalmatino, die Grünquarze und die Rosenquarze Nacht für Nacht in den folgenden Wochen. Virine musste gar nicht mehr dabei sein, wenn es darum ging , den Dalmatinerstein "zum Leben zu erwecken". Stets wusste einer einen Reim. Den trug er vor, wobei die anderen das letzte Wort ergänzen mussten, eben den Reim finden. Dalmatino erschien, grinste, schrumpfte und wuchs. Dann musste er sich verstecken...

Das 58. Kapitel: Einen Reim und einen Hund finden

 

Dieses Kapitel unterbricht den Fortlauf des Märchens für ein bisschen Spiel und Spaß. Sie sind als Leser, als Leserin dazu eingeladen. Es geht darum, einen Reim und Dalmatino zu finden. Vielleicht nehmen Sie ein Kind mit hinein ins Kapitel!

Das 59. Kapitel: Dalmatino entdeckt die Stinkquarze, die so interessant riechen!

 

Milchs Geburtstagsmonat neigte sich dem Ende zu. Die Pforzheimer Stinkquarze begannen mit ihrem Training für den Wettkampf im Synchronschweben. Er findet, wie allzeit bekannt, in der letzten Nacht des Monats statt.

Gerade wollte sich Dalmatino in der schwarzen Box des eitlen Bergkristalls verstecken, als er die Stinkquarze entdeckte. Sie waren mitten im Training für das Synchronschweben. Auf dem Programm standen das schnelle Aufschweben auf den Kugelschreiber und der ideale Steigungswinkel beim Start. Dalmatino war fasziniert. Er vergaß das Versteckspielen und hatte nur noch Augen für die Pforzheimer Stinkquarze. Und für den Kugelscheiber. Auf dem wollte er mitschweben!

Er bellte und bettelte so lange, bis die Stinkquarze nachgaben. Er durfte bei ein paar Trainingsschweberunden mitschweben. Zwei Stinkquarze freilich mussten jedes Mal zurückbleiben. Aber sie taten es gerne. Dalmatino war einfach zu drollig. Und sein dauerndes Grinsen machte gute Laune.

Mal machte Dalmatino bei den Bunten mit. Was immer die Bunten vormachten, Tino ahmte es nach. Auf seine Weise. So lernten die Bunten von Tino, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, die Zunge herauszustrecken. Die Bunten waren da bislang etwas fantasielos gewesen. Die neuen Zunge-Herausstreck-Variationen würden die Grauen verblüffen. Dalmatinos Mitschweben hatte sich ausgezahlt!

Mal machte Dalmatino bei den Grauen mit. Am liebsten stand er hinter "Duftwölkchen". Für eine Hundenase verbreitete sie offensichtlich besonders aufregende Düfte. Liebvoll begeistert schleckte Tino immer wieder "Duftwölkchens" Kristallflächen blank. Und hin und wieder auch ihre Nase. "Duftwölkchen" hatte nichts dagegen. Stinkquarze sind da nicht so empfindlich. Andererseits fiel jetzt dem supersauberen "Duftwölkchen" die wunderbare Aufgabe zu, im Wettkampf den Gegner zu bespiegeln und zu blenden. Dalmatinos Mitschweben hatte sich ausgezahlt!