Märchen im Museum - Kapitel 115 - 119

Hammerjäger und Amiant

Das 115. Kapitel: Der Hammerjäger

In diesem Bild schaut ein Hammerjäger nach seinen Mineralstufen - mit kritisch-kontrollierendem Blick und einem feinen liebevollen Lächeln. Die Mineralstufe, der Amiant,  sieht seinen Boss, den Hammerjäger, nur undeutlich durchs Vitrinenglas, aber er strahlt ihn an. Der Hammerjäger kann es leider nicht sehen!

Hammerjäger! So nennen die Mineralien hier im Museum die Mineralien-sammler. Denn die Sammler gehen mit dem Hammer los und machen Jagd auf Mineralien. Das kann in einer Gebirgskluft sein, aber auch auf einem steinigen Acker, auf einer Baustelle oder in einem Steinbruch. Die Hammerjäger tauchen auf, schlagen um sich und schleppen ihre mineralische Beute fort. Weg von deren Heimat! Wohin auch immer. Die armen Mineralien!

 

Der Jäger mit der Hammernummer.

Die Beute voller Jammerkummer.

 

Im ersten Augenblick sitzt den Mineralien der Schock tief im Kristall. Wenn sie aber später sauber geputzt in der Vitrine stehen, finden es die meisten toll. Sie können sich hübsch präsentieren, werden bewundert und müssen nichts dafür tun. Wem gefällt so etwas nicht? Außerdem ist die eine Stunde um Mitternacht so wunderbar unterhaltend und erlebnisreich. Diese Stunde will niemand missen. Auch wenn sie danach alle die 23-stündige Pause brauchen, um sich beim stillen Stehen in der Vitrine zu erholen.

 

Gelangweilt zwischen Zwölf und Eins

sieht man bei den Mineralien keins.

 

Der Hammerjäger ist der absolute Boss. Seine Mineralien sind sein persönlicher Besitz, über den er als Souverän herrscht. Im Guten und im Schlechten! Immer wieder besucht er die Seinen und das Erste ist:

 

Er zählt die Häupter seiner Lieben,

und sieh, es fehlt kein teures Haupt.

Es ist alles unberührt geblieben,

nichts, was ihm die Nerven raubt.

 

Der Hammerjäger schützt und beschützt seine Mineralien. Er hegt und pflegt sie hingebungsvoll, beispielsweise, wenn er die Vitrine aufschließt und seine Lieblinge sorgfältig mit dem Pinsel abstaubt. Das ist auch Museumsarbeit. Oder wenn in der Vitrine gelegentlich Fliegen und Spinnen gejagt werden müssen, dann wird der Hammerjäger zum Kammerjäger:

In der Vitrinen-Schiebetür,

der kleine Spalt

wird immer sein.

Eine Spinne, winzig klein,

sah den Spalt

und kroch hinein

und dann hindurch,

betrat sie mit

dem achten Bein

das Reich von

Mineral und Stein.

Die Mineralien fingen

an zu schrein:

Weg mit dir,

du Spinnentier!

Wir bleiben hier

für uns allein!

Du mit uns,

das kann nicht sein.

Sie wünschten sich

den Hammerjäger.

Der sollte sie

befrei´n.

Denn der Spinne

Kleckserei´n

auf der Kristalle

schönem Schein,

das darf nicht sein.

Nein! Nein!

Der Hammerjäger

kam herein

und sah der

Mineralien Pein.

Und eine seiner

Trickserei´n

fiel ihm ein.

Ein paar Spinnen-

Leckerei´n

aus Knet und Haaren,

ein wohlgeformtes

Fliegenbein,

dazu noch zwei,

und winkte dann

mit Fliegenbein

verlockend

zu der Spinne rein,

später dann

mit allen drein.

Zack, die Mineralien

war´n allein,

denn die Spinne

fiel drauf rein.

 

 

 

Ist die Vitrine wieder sauber, verschließt der Hammerjäger sorgsam die Vitrine und verabschiedet sich von seinen Mineralien mit einem letzten Blick, liebevoll und stolz. Das gefällt den Mineralien. Das mögen sie. Und eine saubere Vitrine. Aber darauf ist immer Verlass, denn:

 

Was der Hammerjäger

nicht erlaubt,

ist ein Mineral,

das hier verstaubt,

weil es Glanz

und Glitzer raubt.

Enttäuscht sei nun,

wer anderes geglaubt.

 

Der Hammerjäger kann aber auch unangenehm in ein Mineralien-Schicksal eingreifen. Er kann seine Stufen aus der Vitrine nehmen, woanders hinstellen oder im schlimmsten Fall auch verkaufen. Vielleicht an jemanden, der sie in Zeitungspapier verpackt in einer Kiste jahrelang in einen dunklen muffeligen Keller stellt... Eine Horrorvorstellung für alle Mineralien im Museum!

 

Was für eine Zukunft wäre das, ein elend Leben,

dunkel, von Zeitungsfetzen feucht umgeben!

 

Wie aber kommt beispielsweise ein Hammerjäger aus dem nahen Schwarzwald in den Besitz von Mineralstufen aus der fernen Schweiz? Und gibt es bei diesen Stufen etwas Besonderes? Um Antworten zu finden, begleiten wir einfach den Schwerspat Bürobarüt durch die nächsten Kapitel:

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Das 116. Kapitel: Bürobarüt lernt einen Schweizer kennen

In der Mitte der großen Vitrine sind die Schweizer Exponate untergebracht.

Es war mal wieder kurz nach Mitternacht, als der Schwerspat Bürobarüt in der Nähe des Dunkelraums vorbeischwebte. Dort waren Mineralien aus der Schweiz in einer geräumigen Vitrine untergebracht. "Irgendwie verrückt", dachte Bürobarüt, "da schwebe ich so oft hier vorbei und habe noch nie ein Wort mit den Schweizern gesprochen." Andererseits war das nun auch wieder nichts, worüber man sich wundern müsste. Schließlich gab es rund 5000 Exponate im Museum. Mit allen konnte man da nicht Kontakt haben.

Bürobarüt schaut unwillkürlich doch ein wenig länger zur Vitrine zurück. Wie heißt der Kleine mit der verrückten Frisur?

Bürobarüt schwebte weiter, schaute aber unwillkürlich doch etwas länger zur Vitrine zurück.  Da stand so ein Kleiner. Dem seine Haare! Was für eine Frisur! Sah aber lustig aus! Wie hieß er? Er schaute aufs Schild: A...Amiant. Bürobarüt hatte den Eindruck, Amiant schaute ihn irgendwie erwartungsvoll an. Bürobarüt schwebte langsamer. Sollte er? Ja, dachte er. Warum nicht! Er drehte um, und mit Schwung schwebte er auf Amiant zu, setzte sein freundlichstes Gesicht auf und sagte:

Gute Mitternacht! Störe ich?

 

Der kleine Amiant lächelte und sagte:

Überhaupt nüüt! Nett, dass du reinschaust. Du schwebst ja häufig hier vorbei. Dann frage ich mich immer: Was ist das wohl für einer?

 

Ach so ist das! Dann stell ich mich mal vor. Ich heiße Büroklammerbarüt, aber alle sagen Bürobarüt zu mir. Meine Vitrine steht im Schwarzwaldraum.

 

Büroklammer? Das hat wohl mit deinem Ohrschmuck zu tun, oder? Aber Barüt? Hat das eine Bedeutung?

 

Ja, doch! Kommt vom griechischen "barys" und bedeutet "schwer". Ich bin ein schwerer Stein, ein Baryt, geschrieben B-a-r-y-t. Aber ich habe noch einen Zweitnamen, nämlich "Schwerspat". Ich wiege wirklich was! Das kannst du mir glauben. Und du? Amiant? Hat das eine Bedeutung?

 

Glaub es oder nicht, auch mein Name kommt aus dem Griechischen. Das "A" am Anfang heißt "nicht".

 

Verstehe, "a" wie in asymmetrisch oder asozial. Und "-miant"?

 

Kann man mit "giftig, ansteckend, verunreinigend" übersetzen. Ist zwar blöd, aber ist so.

 

Der "Nicht-Verunreinigende"? Wie kommt denn so ein Name zu Stande?

 

Da sage ich einfach nur: Feuer! Ich bin feuerfest. Kein Feuer kann mir etwas anhaben. Im Gegenteil, Flammen reinigen mich von allen üblen Dingen. Weil sie verbrennen, auf mir. Ich verbrenne nicht! Ich bin wie im Feuer geläutertes Gold. Flammengereinigt! Etwas Giftiges oder Krankmachendes verbrennt auf mir, und ich bleibe sauber. Ich kann dann niemanden verunreinigen. Auch meine Kristallnadeln gefährden niemanden, es sei denn, jemand bricht sie ab und atmet sie ein. Dann hat er die Kristallnadeln in der Lunge und kriegt sie nicht wieder los.

Bürobarüt rechts.  Amiant links: Ich sage nur Feuer! Ich bin feuerbeständig!

Deinen Namen habe ich noch nie gehört. Bist du denn ein eigenständiges Mineral. Entschuldige, wenn ich so direkt frage!

 

Na ja, die Hammerjäger meinen, ich sei eine Sonderform des Aktinoliths, eine Varietät dieses Minerals.

 

Aktinolith? Hat das nicht etwas mit Asbest zu tun?

 

Natürlich! Schau dir doch meine Haare an! Nichts anderes als Asbestnadeln.

 

Ach so. Asbestnadeln. Darf ich dir mal in die Haare fassen?

Lieber nicht! Meine dünnen Haare, meine Kristallnadeln, sind zwar leicht biegsam, brechen aber noch leichter ab. Schon die Vorstellung, jemand berührt meine Haare, treibt mir die Schweißperlen auf die Stirn. In einer Glatze, glaub´s mir, sehe ich nicht meine Zukunft.

 

Kapiert. Abbrechende Kristallnadeln - das ist also die Horrorvorstellung eines Amiants.

 

Das würde ich jetzt nicht so sagen. Schau, da drüben! Einer meiner Cousins. Er hat es sich zwischen ein paar Bergkristallen gemütlich gemacht. Ihn plagt nicht die Furcht, dass seine Haare abbrechen.

Gleich kommen die Schweißperlen!

 

Bürobarüt drehte sich um. Ja, da lag der Cousin. Auf Bergkristallen. Ein interessanter Typ. Bürobarüt wollte....Aber just in jenem Augenblick rückte die Uhr auf Eins. Zurück in die Vitrine! Die 23-stündige Stehpause begann.

Das Bild wechselt: Der Schweizer Amiant vor und nach Mitternacht!

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Das 117. Kapitel: Den Cousin plagt nicht die Furcht!

 

Nach der Pause, pünktlich um Mitternacht, schwebte Bürobarüt los, um Amiant und seinen Cousin zu treffen. "Sympathische Mineralien, diese Schweizer", murmele er vor sich hin. Er wollte unbedingt mehr über Amiants Cousin erfahren. Nach einer Minute hatte er die Schweizer Vitrine erreicht. Nach einem kleinen Begrüßungsschwätzchen mit Amiant rief er dem Cousin ein freundlcihes Hallo entgegen und fragte:"Darf ich..?" Dann schaute er sich den Cousin ganz genau an. Er hatte nichts dagegen.

Die Kristallhaare von Amiants Cousin sind viel, viel kürzer. Seine Frisur ähnelt in keiner Weise einer Punkfrisur. Sie ist im Grunde eine feine, seidenglänzende Matte von grünlicher Farbe.

Die grünliche, seidenglänzende Matte ganz oben, Bergkristalle darunter und da und dort in der Stufe eine dunkle Epidot-Nadel. Das Mineral Epidot ist hier mit dem Amiant vergesellschaftet, will sagen, dass am Fundort beide Mineralien häufig gleichzeitig zu finden sind.

Bürobarüt: Klar, bei so kurzen Kristallnadeln kann kaum etwas abbrechen.

 

Amiant: Stimmt, ihn plagt nicht der Gedanke an Haarbruch und Glatze!

 

Sind das eigentlich wirklich Nadeln, sind die wirklich gerade gewachsen? Aus der Nähe sieht alles so wirr verbogen aus.

Die Haare des Cousins: Die Kristallnadeln sind dünn, gerade, kurz und spitz, und für einen tiefen Lungenzug  auch nicht so geeignet!

 

Es sind Nadeln, spitz und gerade. Aber sehr kurz. Wenn man darüber streicht, meint man über Samt zu streichen. Das Kristallgewirr fühlt sich an wie Flachsfasern. Deshalb nennt man uns Amiante auch "Bergflachs". Bei mir passt das Wort natürlich nicht!

 

Dann haben wir noch eine Gemeinsamkeit! Wir haben beide einen deutschen Namen - Bergflachs und Schwerspat - und eine griechische Wurzel - Amiant und Baryt. Lustig!

Amiants Cousin in der Hand des Hammerjägers

 

Wo du Recht hast, hast du Recht! Ab und zu kommt unser Hammerjäger mit jemandem vorbei und nimmt meinen Cousin aus der Vitrine. Er zeigt dann seiner Begleitung, wie samtartig die Amiantmatte ist.

Sanft streicht der kleine Finger über die samtweiche Nadelmatte des Amiants.

 

Wenn dann der kleine Finger sanft die Haarmatte meines Cousins streichelt, dann schnurrt er vor Wonne. Peinlich! Zum Glück hören es die Hammerjäger und die Besucher nicht!

 

Na, na, das glaub ich dir jetzt nicht!

 

Okay, ein Späßchen! Aber mal was anderes. Wo kommst du ursprünglich her? Weit von der Schweizer Grenze kann´s nicht sein, denn du schwätzt Alemannisch wie ich.

 

Stimmt! Noch eine Gemeinsamkeit zwischen uns. Ich komme aus Wieden im Südschwarzwald. Und du vom Lötschenpass im Kanton Wallis, wie ich auf deinem Schildchen lesen kann. Aber wie kommst du vom Wallis in der Schweiz nach Pforzheim in Baden?

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Kapitel 118: Mountain mineral meets microprocessor

 

Mein Boss, der Hammerjäger, entdeckte mich in den Siebzigerjahren in einer Kluft oben am Pass. Ich weiß noch genau, wie mich urplötzlich grelles Licht blendete. Vor Schreck wäre ich fast vom Fels weggebrochen! Schnell merkte ich, dass ich in die Hände von Hammerjägern geraten war. Durch unsere Kluft waren immer wieder Gerüchte von Hammerjägern gewabert und dass da und dort aus der Kluft Bekannte und gute Freunde entführt worden seien. Gerüchte eben. Aber dann merkte ich schnell, dass so ein Gerücht gerade bei mir Wirklichkeit wurde! Ich schrie und protestierte. Aber du weißt ja, die Hammerjäger sind absolut taub. Ich fügte mich in mein Schicksal. Was sollte ich auch machen?

 

Hat er dich von der Kluftwand brutal abgeschlagen?

Nein, im Gegenteil, er löste mich langsam und vorsichtig vom Fels. Danach verpackte er mich mit großer Sorgfalt. Doch, ich erinnere mich genau.

 

Das war sicher wegen deiner Haare!

 

Klar, aber es gefiel mir. Ich spürte schon bald seine Wertschätzung. Jedenfalls kam ich dann mit seinem ganzen Gepäck nach Pforzheim. Noch in der Schweiz, aber dann auch bei ihm zu Hause, zeigte er mich vielen anderen Hammerjägern. Ich muss gestehen, es tat gut, so bewundert zu werden.

Was machte dein Hammerjäger eigentlich in der Schweiz? War er Tourist? Oder hatte er dort Verwandte?

 

Weder noch. Er war als Fortbildner in Bern.

 

War das eine mineralogische Fortbildung?

 

Nein, überhaupt nicht. Mein Hammerjäger arbeitete um 1970 bei Firmen, die sich intensiv mit Elektronik beschäftigten. Die Elektronik war damals etwas ganz Neues, was für jedermann Dinge ermöglichte, die vorher unvorstellbar waren.

 

Was zum Beispiel? Ich kann mir da nichts vorstellen.

 

Na, der Taschenrechner zum Beispiel, heute eine Selbstverständlich-keit! Oder der PC, der Kassettenrekorder, Home Video, Camcorder oder Farbfernsehen, alles ganz neue Dinge im Alltag!

 

Und dein Hammerjäger hat all das verkauft?

 

Nein! Er hatte Wissen! Wer damals etwas von den grundlegenden Entwicklungen in der Elektronik verstand,  war ein begehrter Gesprächspartner.

 

Wer hat sich denn für so was interessiert?

 

Abteilungsleiter großer Firmen oder Physiklehrer in der Schule...

 

Na, die konnten sich doch den Taschenrechner im Laden kaufen...

 

Es ging nicht um die Geräte, es ging um das technische Grundlagenwissen, die Entwicklung von Transistoren und Mikroprozessoren, die Halbleitertechnik, Schaltkreise, Platinen, Bits und Bytes... Das hatte damals in allen Bereichen des hammerjägerischen Lebens umwälzende Auswirkungen.

 

Diese Wörter habe ich noch nie gehört. Aber dein Hammerjäger hat wohl darüber informiert.

Ja, mit Vorträgen und bei Fortbildungen, auch in der Schweiz. Im Rahmen einer elektronischen Fortbildung in Bern wurde er zu einem mineralogischen Ausflug ins Berner Oberland eingeladen. Und so trafen wir aufeinander, der Hammerjäger und Oberingenieur aus Pforzheim und ich, der Amiant vom Lötschenpass im Kanton Wallis:    Mountain mineral met microprocessor!

 

Hübscher Starreim oder Stabreim, oder so ähnlich!

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Kapitel 119: Die eidgenössische Community

Links ein großer Bergkristall auf weißem Albit und rostfarbenem Siderit; rechts eine Bergkristall-Stufe auf des Hammerjägers Hand. Fundort einst: Blinnental, Wallis, Schweiz, Standort heute: Mineralienmuseum Pforzheim.

Man könnte sagen, dein Hammerjäger und du, ihr lebt in einer elektronischen Beziehung. Und ich nehme an, das gilt auch für die anderen hier in der Vitrine, oder?

 

Ja, mein Hammerjäger hat am Lötschenpass gesucht, war aber auch an Stellen im Blinnental, Wallis, im Maderaner Tal und am Fietschegletscher. Seine Schweizer Funde fanden dann ihren Weg hierher, sicher nicht alle, aber alle gut aussehend, würde ich mal sagen.

 

Und ich würde mal zustimmen! So, wie ich den Eindruck habe, ist bei euch in der Vitrine eine ganz gut Stimmung, oder?

 

Das darst du laut sagen! Das stimmt! Wir kommen gut miteinander aus. Als Eidgenossen in der Fremde fühlen wir uns hier in einem badischen Museum voll integriert.

Rutil ist ein Titanoxid, das sehr häufig nadlige Zwillingskristalle bildet. Sind die Rutilzwillinge netzartig miteinander verwachsen wie im Bild, dann spricht man von Sagenit. Die Rutilnadeln sind klein. Eine Lupe ist nötig.

Oh, gleich ist es ein Uhr. Ich muss los. Aber schnell noch: Unter der Lupe dort drüben, bei dem Schild "Sagenit auf weißem Albit" sind auch Kristallnadeln zu sehen. Sind das Amiant-Nadeln?

 

Unter der Lupe? Ach ja, nein, nein, das sind Rutil-Nadeln. Sie liegen wohl geordnet. Die Amiant-Nadeln wachsen als Kristalle wild durcheinander.

Sagenit: Netzartig, wohl geordnet auskristallisierte Rutilnadeln unter weißgelbem Albit. Albit ist ein Mineral, das in die Feldspat-Gruppe gehört. Die Stufe stammt aus Blinnental, Schweizer Kanton Wallis.

Jetzt muss ich aber wirklich los. Gleich ein Uhr! War nett mit dir.

 

Uff Wiederluga, Schwergewicht!

 

Nicht Schwergewicht, Schwerspat!

 

Ja, ich weiß! Adios, Schwerstein!

"Adios, Schwerstein!" Amiant lacht.

 

Bürobarüt schwebte weiter. Hinter ihm hörte er Amiant lachen. "Ein wirklich netter Kerl!", dachte Bürobarüt und grinste vor sich hin.

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Märchen: Kap. 120 - 121 Die Wiedener Zwillinge