Das 33. Kapitel: Schön und ganz schön eitel

Nachdem sich der allgemeine Jubel etwas gelegt hatte, sagte Goldie zu Vitrine: "Ich kann es immer noch nicht fassen, dass wir mit dem Bergkristall verwandt sind. Der sieht ja wirklich toll aus, so groß, die hellen spiegelnden Flächen, so glasklar und durchsichtig."- "Stimmt", meinte Vitrine, "allerdings bildet er sich auch viel darauf ein. Er ist sehr, sehr eitel. Manchmal ein richtiger Angeber! Jedenfalls bis vor vier Wochen. Seitdem ist es etwas besser geworden."- "Wie meinst du das?", fragte Goldie neugierig.

"Ja, vor vier Wochen...", begann Vitrine zu erzählen, "du siehst doch, dass der Bergkristall auf einer schwarzen Box steht. In der Box, du wirst es nicht glauben, liegt ein Spiegel. Um Mitternacht lässt der Bergkristall den Spiegel aus der Box an die Wand darüber schweben. Dann schweben beide voreinander, und der Bergkristall fragt mit zusammengekniffen eitlen Augen: "He, Spiegel! Wer ist der Schönste überall?" - "Du, mein lieber Bergkristall!", sagt dann der Spiegel sofort. 

Dann grinst der Bergkristall zufrieden, zeigt drei Zähne, und seine Augen leuchten.  Kurz darauf fragt der Bergkristall wieder: "He, Spiegel! Wer ist der Schönste überall?" - "Du, mein lieber Bergkristall!" Der Spiegel weiß es nicht besser. Und so ging das jahrelang. Fast jede Nacht!

Das 34. Kapitel: Der Spiegel lauscht mit spitzen Ohren

Doch vor vier Wochen standen zwei Hammerjäger vor dem Bergkristall und unterhielten sich. Es war um die Mittagszeit. Der Bergkristall war gerade eingenickt. Um die Zeit ist er immer etwas schläfrig. Aber nicht der Spiegel in der Box. Er hörte, wie der eine Hammerjäger zum anderen sagte: "Guck dir mal den Bergkristall an. Nicht schlecht. Der sieht wirklich toll aus." Der andere stimmte zu, meinte aber:" Erinnerst du dich an den Bergkristall in Sachsen, oder stand der in Berlin...?"- "Ja, ich weiß, welchen du meinst. Der steht in Sachsen, in Dresden. Du hast Recht, der sah genauso gut aus. Vielleicht noch eine Idee heller und durchsichtiger..." Der Spiegel traute seinen Ohren nicht.

Das 35. Kapitel: Die Wahrheit trifft die Eitelkeit ins Mark

Die nächste Nacht kam. Unser eitler Bergkristall schwebte wieder vor seinem Spiegel und fragte: "He, Spiegel! Wer ist der Schönste überall?" Als der Spiegel antwortete, blieb dem Bergkristall vor Überraschung der Mund offen stehen, und er riss ungläubig die Augen auf:

"Seitdem", endete Vitrine, "ist der liebe Bergkristall völlig verunsichert. Denn wenn er jetzt den Spiegel fragt, weiß er nie, was er als Antwort bekommt. Der Spiegel sagt nämlich mal dies und mal das!"

Das 36. Kapitel: Sie lieben Schrauben über alles!

Wenn in der großen Familie Quarz ein Festessen ansteht, dann träumt jeder von Schrauben. Holzschrauben oder Blechschrauben, langes oder kurzes Gewinde, verzinkt oder angerostet, mit und ohne Kreuzschlitz, die Schraube ist die Lieblingsspeise für jeden Quarz. Es sind Schraubenfresser, um es etwas grob auszudrücken. Das folgende Foto gibt den Beweis:

Die Metallschraube in der Mitte wird auf dem Quarz links wie mit eine Säge hin und her bewegt. Der Quarz ist so hart, dass die Schraube abgerieben wird. Die Quarzoberfläche wird vom Abrieb silbrig, wie rechts zu sehen ist. Der Quarz "frisst" die Schraube auf. Das Gewinde wird zerstört.

Am 15. Februar 2015 hatte Milch Quarz einen runden Geburtstag. Er wurde tausend Jahre alt. Eigentlich ein noch jugendliches Alter, denn Steine werden alt. Natürlich wurde um Mitternacht ordentlich gefeiert. Die ganze Famlie Quarz war zum Geburtstagsessen eingeladen. Ein jeder genoss die metallischen Köstlichkeiten, den Sekt und den Schraubensaft. Auf dem folgenden Bild ist zu sehen, wie Goldie Quarz die Gäste eingeladen hat: 

Es war übrigens kein Problem, die vielen Schrauben für das Menü zu besorgen. Am Ende des Jahres 2014 wurde im Haus viel umgebaut.  

Das 37. Kapitel: Gefeiert wird im "Modell" - wo sonst?

Schon das 10. Kapitel erwähnt das "Modell", einen Ort, der die meisten Mineralien immer wieder magisch anzieht. Denn das "Modell", das Eisenerz-Bergbau-Modell im Museum bietet tief im Innern alles, was das Mineralienherz begehrt. Dort gibt es einen Spielplatz, ein Kino, einen Fernsehraum, eine Joggingstrecke, eine Fußballecke, einen Gemüsegarten, ein nobles Restaurant, ein...- Ach, das ist ja interessant! Gibt es dort auch...? - Ja, das gibt es dort auch!

Die Mineralien lieben ihr "Modell". Man kann sich dort endlos vergnügen, hat aber täglich nur eine Stunde Zeit dafür. Selbstverständlich feierte Milch seinen 1000. Geburtstag im "Modell". Rund zwanzig Gäste aus der Quarzfamilie waren dabei. Im "Modell" ist das Fotografieren leider verboten. So blieb dem Fotografen nichts anderes übrig, als vor dem "Modell" auf der Lauer zu liegen, um den einen oder anderen Gast, Goldie oder gar das Geburtstagskind selber in einem Schnappschuss festzuhalten. Ein bisschen Geduld, ein bisschen Glück - nach einer Stunde hatte er seine Fotos. Schließlich hat das "Modell" so viele Löcher und Gänge, die ins Innere führen, da tauchte immer mal wieder jemand aus der Geburtagsrunde auf:

FOTO 1 Das "Modell" ist bei den Mineralien sehr beliebt. Hier feiert Milch Quarz gerade seinen 1000. Geburtstag. Wie viele Einladungen hat seine Frau Goldie ausgehängt? Mit wie vielen Augen beobachtet Vitrine Glas den Fotografen? Welcher Geburtstagsgast ist gerade zu sehen? Wie heißt er? (Mit einem Klick lässt sich Foto 1 vergrößern!)  Lösungen

FOTO 2 Vitrine Glas, der düster blickende Rauchquarz, die Familie Eisenkiesel, der langbärtige Rauchquarz, freche Rosenquarze und der Stinkquarz mit dem Namen Riechlinde sind zu sehen. Wie viele Rosenquarze beäugen den Fotografen?   Lösungen

FOTO 3 oben Unschwer sind zu erkennen: Gerüchel, der Stinkquarz, Griesgram, der Rosenquarz, Goldie und das Geburtstagskind Milch. Aber wo passt Vitrine Glas auf?   Lösungen

FOTO 4 unten Gewiss, es war eine fröhliche Geburtstagsparty! Nur für Sekunden verdarb es dem einen oder anderen mal die Laune, weil... 

Welcher "weil"-Satz nach dem FOTO 4 passt am besten?

1 Die vier Rosenquarze verdrehen die Augen, weil...

2 Zwei Amethystaugen funkeln wütend, weil...

3 Pesterle, der violette Stinkquarz, schaut sehnsüchig nach oben, weil....

4 Müllfred, der rote Stinkquarz, reißt die Augen auf, weil...

5 Dauersocke, der orangefarbene Stinkquarz, hebt die Augenbrauen, weil...

6 Vitrine Glas beäugt missbilligend den Fotografen, weil...

7 Die Grünquarze beobachten das Ganze amüsiert, weil...

8 Der Fotograf wirft immer wieder mal einen Blick aufs Foto, weil...

a ...weil er durstig ist und die Flasche Schraubenwasser sieht.

b ...weil seine Kamera auf dem Steinhaufen zu sehen ist.

c ...weil sie auf der Party nicht singen dürfen.

d ...weil er mal wieder gar nichts kapiert.

e ...weil sich da wieder welche nicht gewaschen haben.

f  ...weil er sich ganz genau das Etikett anschaut.

g ...weil sie wie immer alles lustig finden.

h ...weil der Amethyst sie so verärgert ansieht.  Lösungen

FOTO 5 Dreifach benannt, Gäste erkannt:

- farblich gesehen als überwiegend gelb, eindeutig grau und vorherrschend   rotbraun,

- fachlich gesehen als mikrokristalliner oder makrokristallinger Quarz, 

- namentlich gesehen als der Bergkristall Eitelos Krystallos, der Land-       schaftsjaspis Ying Yang Pis und der Buntsandsteinkarneol Lett Röll.

Auch hier beobachtet Vitrine Glas den Fotografen!   Lösungen

FOTO 6 Zähne Zahlen zuordnen!

Zu welcher Zahl gehört welcher Geburtstagsquarz?

- der fröhliche Grünquarz hat die Nummer....

- das mikrokristallin grinsende Quarzgeröll

- der freche Rosenquarz

- der langbärtige Rauchquarz

- der makrokristallin, lila küssende Quarz

- der tausendjährige Gemeine Quarz

- der lustige Stinkquarz mit dem Namen Miefchen

- der düster blickende Rauchquarz

- der goldhaarig lächelnde Milchquarz

Mit diesem sechsten Foto ist es dem Fotografen gelungen, letztendlich alle Anwesenden abzulichten! Fast 20 Mineralien haben zusammen diesen 1000. Geburtstag gefeiert!   Lösungen

Das 38. Kapitel: Aus China mit Piepsstimme

Milchs Geburtstagsfeier ging so langsam zu Ende. Es waren nur noch wenige Minuten bis 1 Uhr. Lett Röll beschloss, noch schnell am Swimming-pool vorbeizuschauen, bevor es wieder zurück in die Vitrine ging. Am Pool fiel ihm ein kleiner Wuschelkopf auf. Das Kerlchen hatte er noch nie gesehen. Dunkles Gesicht, gelbbraune Haut, große Augen, eine Wurzelnase, ein wirrer Haarschopf. "Gehört der auch zur Familie?", fragte sich Lett. Just in diesem Augenblick drehte sich der Wuschelkopf um, sah ihn und piepste "Hi!" Kein Hallo und kein High, es war ein Hi! 

(Der Spaß beim folgenden Gespräch zwischen Lett Röll und Bildipis liegt im Wechsel von Letts normalem Tonfall und Bildis hoher piepsiger Stimme und den vielen Wörtern mit "i".)

Amüsiert schwebte sich Lett neben ihn, schaute ihn von der Seite an und sagte: "Hallo, ich bin der Lett, und wie heißt du?"

"Bildipis", sagte der Wuschelkopf mit ganz hoher Piepsstimme.

Lett:"Ah, Bildipis. Ist das die Kurzform von einem Namen?

Bildipis: "Ja, Bilderjaspis."

Lett: Ach, dann bist du eine Jaspis wie ich?

Bildipis: "Nein, kein Jaspis! Bilderjaspis!"

Lett: "Habe ich noch nie gehört. Wo kommst du denn her?"

Bildips: "Aus China."

Lett: "Von so weit her? Bist du ganz allein?"

Bildipis: "Nein, bin da mit Onkel Ying Yang Pis."

Lett: "Wie alt bist du denn?"

Bildipis: "Sieben mal sieben."

Lett: "Erst 49, noch so jung. Gehst du schon in die Schule?"

Bildipis: "Nein, in Kindi."

Lett: "Klar, bei uns werden die Quarze ja auch erst mit 100 eingeschult. Aber sag mal, was spielst du denn gern?"

Bildipis: "Ping Pong."

Lett: "Das würdest du jetzt gern spielen?"

Bildipis: "Ja, im Swimming-pool. Aber gibt´s nicht. Schadi!"

Lett: "Und was trinkst du am liebsten? Schraubenwasser?"

Bildipis: "Nein, Reißzweckenlimo."

Lett: "Bist du dafür nicht zu jung? Und was isst du am liebsten?

Bildi: "Schraubenreis mit Schnitzeli."

Lett: "Das mag ich auch. Und jetzt geht´s gleich wieder zurück in die Vitrine? ich spür schon, wie es an mir zieht."

Bildipis: "Nix Vitrine. Trommelsteinkisti!" Und Bildipis schwebte davon.

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