Eisingen - die Eisinger Löcher

 

Der Ort Eisingen ist eine selbstständige Gemeinde im Enzkreis. Eisingen liegt nördlich von Pforz-heim, etwa 20 Autominuten entfernt. Östlich von Eisingen dehnt sich nach Göbrichen hin ein Dolinenfeld aus. Zu diesem Dolinenfeld gehören das alte und das neue Eisinger Loch. Das folgende Bild zeigt den Höhlenteil im alten Eisinger Loch:

Die Eisinger Löcher sind Dolinen. Eine Doline ist ein trichterförmiges Loch an der Erdoberfläche. Ein anderes Wort dafür ist Erdfall. Östlich von Eisingen liegen etwa fünfzig Meter unter der Erdoberfläche Gips- und Steinsalz-Schichten, bei denen das Grundwasser besonders fleißig Gips und Salz aufgelöst hat und auflöst. Durch die Gesteinsauflösung entstehen tief im Erdinnern instabile Hohlräume, in die das darüber liegende Gestein hineinsinken oder auch plötzlich hinun-terstürzen kann. Setzt sich das Einsinken des Gesteins bis zur Erdoberfläche fort, entsteht dann schließlich ein Loch im Gelände, eine Einsturz-doline. Von diesen Einsturzlöchern gibt es östlich von Eisingen viele, was mit dem Wort Dolinenfeld beschrieben wird. Das alte Eisinger Loch entstand vor Hunderten von Jahren, das neue Eisinger Loch im Jahr 1966. Das Einstürzen ist in dieser Gegend sicher noch nicht beendet.

 

Ein Wanderweg lädt dazu ein, sich eine solche Doline als Naturdenkmal anzuschauen. Interes-sant sind aber auch die Gesteine, denen man auf dem Weg dorthin begegnen kann. Sie sind zum Teil in den Eisinger Löchern zu sehen, aber man kann sie dort nicht in die Hand nehmen.

Dieser Hinweisstein aus grauem Muschelkalk steht bei 1 M auf der folgenden Kartenskizze an der Kreisstraße 4520 in Richtung Eisingen. Zu beiden Seiten der Kreisstraße gibt es einen Parkplatz, der größere liegt im B = Birkenwäldchen:

Auf der Karte verläuft die Wanderstrecke von 1 M nach 8 M. Das kleine Bild mit dem Baum ganz rechts zeigt den Blick vom Hinweisstein bei 1 M über die Kreisstraße hinüber zum Birkenwäldchen.

An Lichtnelken vorbei geht es nun los von 1 M nach 2 K. M steht für Muschelkalk. K zeigt an, dass es an dieser Stelle ein Keupergestein gibt. 

Das Foto zeigt das Keupergestein bei 2 K. Es ist ein gelblich verwitternder Dolomitstein, der grob und kantig, aber auch glatt und gerundet ausse-hen kann. Feine schwarze Flecken sind meist Manganoxid. Je gelber, rostiger oder orange-farbener der Stein aussieht, desto mehr Braun-eisenerz ist drin. Gelegentlich laufen feine helle Calcitlinien durch diesen Dolomitstein. Er gehört in den Unteren Keuper, früher mit Lettenkohlen-keuper benannt.- Mehr zum Dolomitstein finden Sie unter "Steinbilder".

Dolomitsteine bei 2 K im Unteren Keuper; dunkle Punkte durch eine Manganverbindung.

Zwischen 2 K und 3 M K führt ein Feldweg nach Norden. Damit man diesem Feldweg nicht folgt, zeigt dieser zweite Hinweisstein den weiteren Wanderweg an der Kreisstraße entlang an. Dieser Hinweisstein ist aus dem gleichen Material wie der erste: Es ist ein grauer Muschelkalk. Er verwittert eher rundlich als spitzig-eckig, was auf einen gewissen Tonanteil im Gestein verweist. Er stammt aus den oberen Schichten des Oberen Muschelkalks, dem Nodosuskalk (ältere Bezeich-nung) oder Ceratitenschichten (heutiger Name). Diesen Muschelkalk sieht man hier am Ackerrand.

Der Wanderweg verläuft parallel zur Kreisstraße,  aber etwas höher als die Autostraße. An der höchsten Stelle liegt bei M 3 K der oben abge-bildete Muschelkalk aus den Ceratitenschichten als Ackerstein am Ackerrand: blaugrau mit weißen Flecken, grob und in gerundeter Form. Die Farbe ist heller als auf den Hinweissteinen. Der Muschelkalk enthält dunkel färbendes Bitumen, das in der Sonne aufgelöst wird, was den Stein an der Oberfläche heller macht. Die Sonne strahlt in einem steileren Winkel und mit höherer Wirkung auf den hellgrauen, auch bläulichen Ackerstein als auf den dunkelgrauen Hinweisstein, der ja auch erst seit wenigen Jahren in der Sonne steht. Ein Sonnenbad im Liegen ist allemal erfolgreicher als eines im Stehen. Der Mensch erbadet sich eine braune Haut, der Kalkstein bekommt in der Sonne eine dünne, hellgraue Rinde.

Beim Weiterwandern gesellt sich dann zum hell-

grauen, bläulichen Muschelkalk ein gelbliches Keupergestein, das sandig und hart ist. Dieser Sandstein enthält helle Glimmerpünktchen und da und dort auch dunkelbraune Spuren von Pflanzen-fossilien:

Lettenkeupersandstein zwischen 3 M K und 4 L im Unteren Keuper liegt vermischt mit Muschelkalk aus den Ceratitenschichten am Ackerrand.

Am dritten Hinweistein, auf der Karte bei 4 L, biegt der Wanderweg nach Norden ab. Auch dieser Hinweisstein ist ein Muschelkalk der Ceratitenschichten. Der Stein wurde von der Seite fotografiert, um seine Schichtung zu zeigen. Die Schichtgrenzen verlaufen recht unregelmäßig durchs Gestein. Die einzelnen Gesteinslagen sind nicht sehr mächtig, auf dem Foto etwa sechs bis acht. In den dünnen Gesteinsfugen liegt ein Tonmergelstein. Er ist weicher als der Kalkstein. Die Fugen sind ausgewaschen. Pflanzenwurzeln können in einen tonigen Stein leichter eindringen als in einen kalkigen, deshalb sind die Fugen (dunkel) bewachsen. Die glatte und härtere Kalksteinfläche bleibt bis auf ein paar Flechten oder bescheidenes Moos eher pflanzenfrei.

Der Wander- und Feldweg ist am dritten Hinweis-stein bei 4 L mit grauem Muschelkalk geschottert. L steht hier für Löss/Lösslehm. Die landwirt-schaftlichen Fahrzeuge hinterlassen gelbe Lehm-spuren auf dem Weg. Bei 4 L gibt es dann auf der östlichen Seite des Wegs das entsprechende Ge-stein dazu, einen Löss im Übergang zu einem kalkfreien Lösslehm:

Lösslehm vom Acker bei 4 L

Ein Stückchen Löss(lehm) im Jogurtglasdeckel bekommt ein Bad in Essigessenz, eine Säure, die man im Supermarkt kaufen kann.

Der Löss(lehm) im Jogurtglasdeckel reagiert auf die Säure, genauer gesagt, die Kalkteilchen im Löss(lehm) reagieren. Der Kalkanteil verrät sich durch die sich bildenden Gasblasen. Ein völlig entkalkter Löss würde als reiner Lösslehm nicht mehr reagieren. Der Löss ist ein Gestein, entstan-den aus Gesteinsstaub, herangeweht aus den tertiären Schotterfeldern des Oberrheins. Das weiche Gestein wird bei Niederschlag auch mal aufgelöst und fortgeschwemmt und weiter unten am Hang auf einer Verflachung als Schlammbrühe wieder abgelagert. Die geologische Karte "Pforzheim-Nord" zeigt bei 4 L ein Gebiet mit "verschwemmtem Löss und Lösslehm".- Mehr zum Löss gibt es unter "Steinbilder".

Bei 5 K liegen am Ackerrand wieder gelbliche Dolomitsteine, die in den Keuper gehören. Der häufige Wechsel Oberer Muschelkalk und Unterer Keuper hängt hier auch mit Schichtlagerungs-störungen zusammen. In der Karte sind ein paar davon als rote Verwerfungslinien eingezeichnet.

Es geht vorbei an großen Getreidefeldern, randlich mit ein paar Wildblumen garniert, oder

Wiesenflächen mit kleinen Inseln aus Hecken, Sträuchern und Gehölz, in denen die Dolinen-löcher liegen. Hier geht der Blick hinüber auf das Gebiet der Eisinger Löcher.

Auch der vierte Hinweisstein bei 6 M gehört in den oberen Oberen Muschelkalk, in den Nodosuskalk, in die Ceratitenschichten oder in die Meißner-Formation, auf der geologischen Karte "Pforzheim-Nord" mit mo 2 und zart rosafarben eingezeich-net. Die obersten Schichten im Oberen Muschel-kalk mo 3 und mo Delta gibt es östlich von Eisingen nicht. Es liegen die Gesteine des Unteren Keupers unmittelbar auf dem Oberen Muschelkalk oder bei einer Verwerfung daneben. Oder der rund 200 Mio. Jahre jüngere Lösslehm bedeckt alles.

Mit wenigen Schritten ist das neue Eisinger Loch erreicht. Das "Loch" ist als Doline nicht auf der geologischen Karte "Pforzheim-Nord" eingetragen. Die Bearbeitung der Karte wurde um 1929 abge-schlossen. Die Einsturzdoline, das neue Eisinger Loch, entstand später, von heute auf morgen im Jahr 1966, kurz vor Weihnachten.

Allüberall liegen große, oberflächlich abgerundete Nodosuskalk-Brocken, Muschelkalk aus den Ceratitenschichten. Der Kalkstein enthält weich machende Tonteilchen, deshalb die abgerundeten Formen. Und er ist geschichtet. Die Schichtgren-zen verlaufen unregelmäßig durch die Gesteins-brocken. Die Zwischenlagen im Kalkstein bestehen aus einem deutlich weicheren Tonmergelstein. Er lässt sich mit einer Münze herauskratzen.- Mehr zum Nodosuskalk und zu den Ceratitenschichten unter "Steinbilder" und "Fossilien im Muschelkalk".

Zwei Aussichtsplattformen ragen über die Kante des neuen Eisinger Lochs, so dass man gut in die Doline hinuntersehen kann. Zwei Tafeln informie-ren über die Doline.

Im neuen Eisinger Loch macht sich eine Verwer-fung, eine Schichtlagerungsstörung bemerkbar, welche Muschelkalk und Keupergestein auf die gleiche Höhe bringt. Im Bild oben ist der graue, ungleichmäßig gebankte Muschelkalk zu sehen. Das folgenden Bild zeigt gelblich verwitternde Dolomitsteine und Mergelsteine und Tonsteine des Keupers:

Das obere Drittel des Bildes zeigt vorwiegend weiche Mergelstein- und Tonstein-Schichten des Keupers, die scherbig, bröselig, schiefrig zerfallen. In der Mitte liegen kräftig ausgebildete Dolomit-steinbänke mit dünnen Zwischenlagen aus Mergel- und Tonsteinen. Der Dolomitstein ist hart und setzt der Verwitterung größeren Widerstand entgegen als die Gesteine darüber und darunter. Deshalb ragen die Dolomitsteinbänke gesimsartig etwas vor. Sie sind wegen ihrer Härte auch weniger zerklüftet. Im unteren Drittel des Bildes liegen vorwiegend weiche Tonsteine, die leicht vom Wasser ausgewaschen werden und im Bild auch wurden. Eisbildung erweitert feine Risse im Gestein zu Klüften. Das Gestein zerspringt, mal zu formlosen Steingebilden, mal zu kantig-flächigen Steinen, mal schiefrig zu feinen, glatten Blättchen. Sowohl der härtere Muschelkalk als auch die weicheren Keupergesteine sind zer-klüftet, die Gesteine im Keuper deutlich stärker.

Dieser dunkle Tonstein aus dem Unteren Keuper ist schiefrig. Er verwittert, und er zerfällt dabei in kleine, dünne, glatte Blättchen. Die dünnen Stücke sind keinesfalls leicht zu zerbrechen! Das Gestein ist ein Tonstein, kein weicher Ton. Es gibt diesen dunklen Tonstein auch im neuen Eisinger Loch, auffallend ist allerdings

ein Tonstein mit einer grünblauen Farbe.

Noch einmal der Blick auf die Schichten des Unteren Keupers. Sie wurden früher mit Letten-kohlengruppe, mit Unterer  Lettenkohlenkeuper bezeichnet, heute mit Erfurt-Formation. Über und zwischen den harten hellgelben Dolomitstein-bänken liegt ein dunkler schiefriger Tonstein. Die Dolimitbänke sind hart und ragen nach vorne aus der Steinwand heraus. Die Tonsteinlagen sind dünn und etwas ausgewaschen. Der Tonstein zerfällt in kleine Stücke, weil er weich ist. Er bietet Eis und Niederschlagswasser wenig Wider-stand.

Noch ein Blick auf die Keuperschichten: Der Dolomitstein zeigt sich hellgelb in größeren Stücken, der Mergelstein ist eher braungelb und wirkt etwas speckig-tonig, der schiefrige Tonstein ist dunkelgrau und zu endlos vielen kleinen Stück-chen verwittert und zerbröselt.

Die Muschelkalksteinbänke links sind kräftiger, glatter, stabiler und farbloser ausgebildet als die dünnschichtigen und bröselig zerfallenden Keu-perbänkchen rechts, die vielfarbiger wirken.

Links lockeres Keupergestein, rechts stabil ge-bankter Muschelkalk, in der Mitte die Verwer-fungslinie. Der Boden der Doline ist ausgefüllt mit abbgebrochenem und nachrutschendem Gestein. Durch die Verwitterung ändert die Doline Jahr für Jahr ein wenig ihr Aussehen. Der Dolinentrichter ist mit einer Tiefe von über 40 m angegeben.

Nur wenige Schritte entfernt, führt ein Pfad durch Hecken und Gebüsch, die das gesamte alte Eisinger Loch umwachsen und schützen. Schützen wovor? Es soll niemand hineinfallen. Es soll nicht überall herumgeklettert werden. Es soll keine Müllgrube werden. Es soll als Naturdenkmal die Jahre überdauern. Der Bewuchs verlangsamt die Verwitterung und ein schnelles Zusammenstürzen der Doline...

Das alte Eisinger Loch ist 21 m tief, 40 m lang und 20 m breit. Das verrät eine Informationstafel. Der untere Teil der Doline sieht aus wie eine Höhle. Das Foto zeigt die Höhle. Sie konnte früher einmal betreten werden. Man sieht noch die Stufen, auf denen man stolpernd und rutschend hinabsteigen konnte. Wer einst in der Höhle war, sah stets etwas besorgt nach oben auf das über einem hängende zerklüftete Muschelkalk-Steindach.

 

21 m tief: Ein normales Wohnzimmer ist etwa 3 m hoch. Da würden mit Zwischenböden durchaus fünf große Wohnzimmer gestapelt in das alte Eisinger Loch hineinpassen.

Die Wände des alten Eisinger Lochs zeigen nur Muschelkalk. Der Muschelkalk ist dem Nodosus-kalk, den Ceratitenschichten, der Meißner-Forma-tion zuzuordnen. Er ist oben härter und deutlich gebankt, nach unten weicher, weil er mehr Ton enthält, und er erscheint deshalb in viele einzelne knauerige Gesteinsbrocken aufgelöst. In den dün-nen Schichten zwischen den Kalksteinbänken liegt ein weicher, gelblich verwitternder Tonmergel-stein. Er ist in allen Fugen nach außen hin mehr oder weniger stark ausgewaschen.

Durch diesen Blättertunnel wird das alte Eisinger Loch betreten und am Ende wieder verlassen. Es geht nun wandernd unmittelbar und direkt in 15 Minuten zurück zum Parkplatz.