Sengach - suchen Sie im Süden!
Das ist also Sengach? Nein, das ist eine Hecke. Eine Hecke im Süden von Sengach im Vormärz. Die Knospen warten auf den Frühling. Dann ist Sengach der Ort hinter der Hecke? Nein, das ist Mühlacker!
Wenn aus Knospen Blatt und Blüte werden,
werden sie den Blick gefährden,
denn alles wächst hier schnell und dicht.
Und dann? Sieht man Mühlacker eben nicht.
Außer den Knospen gibt es auch Steine. Die Steine warten auf Sie. Die Knospen nicht! Bis Sie kommen, sehen Sie Blüten oder Früchte. Und damit sind wir unmittelbar beim geologischen Wandern und Suchen in Sengach, einem Teilort von Mühlacker-Enzberg: Wann? Wo? Was?
Suchen - wann? Für einen geologischen Spa-ziergang wäre ein schneefreier Sonnentag im Winterhalbjahr am besten. Dann ist auf den Äckern nichts los. Ideal ist der bunte Spätherbst oder das erwachende Frühjahr mit den blühenden Hecken. Steht aber das Getreide und wachsen die Wiesenblümchen, ist der geologische Blick behin-dert. Darum:
Ist der Bewuchs schmächtig,
ist der Blick prächtig.
Suchen - wo? Südlich des Orts, zum steilen Enzhang hin. Natürlich nicht auf den Äckern und in privaten Wiesengrundstücken, sondern am Rande der zahlreichen Asphalt-, Schotter- und Wiesenwege in ruhiger Landschaft und bei frischem Wind. Deshalb:
Die vielen Wege im Süden
werden Sie nicht ermüden!
Suchen - was? Geschichte, weil Sengach eine Waldensergründung ist. Gelände, weil es eine schöne Landschaft ist, die wegen der Lage über dem Enztal einen Blick in die Ferne erlaubt. Giganten aus Stahl und Gitter am Himmel, weil wir elektrische Zeiten haben, was vielleicht hemmt. Geologie, natürlich und vor allem, weil hier doch so manches interessante Keuper-Steinchen rumliegt. Daher:
Das Suchen zu besagten Zeiten
kann spannend sein und Spaß bereiten.
Kann man hohe Spannung nicht so leiden,
sollte man den Süden Sengachs meiden.
So sieht es im Süden Sengachs aus. Der Strom ist auf der Durchreise. Sengach braucht nicht so viel!
Stromgiganten, Himmelsgitter, Geo-Wege
geben Sengachs Süden sein Gepräge.
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Sengach - wo liegt denn das?
Sengach ist ein Teilort von Mühlacker. Ein Klick auf die Karte vergrößert sie!
Eine Karte hilft hier wohl am besten:
Mühlacker östlich, Sengach im Westen.
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Sengach - wohin denn jetzt?
F = Friedhof, H = Hochsitz, M = Strommasten,
N = Naturfreundehaus, R = Römischer Gutshof,
S = Steinbruch, Wbh. = Wasserbehälter
Parkmöglichkeiten für ein oder zwei PKWs gibt es auf der Ötisheimer Steige, in der Welschen Straße und am Friedhof. Gehen Sie spazieren, mal dahin, mal dorthin. Die Wege sind kurz. Die Strecke vom Wasserbehälter (Wbh.) über den Hartweg zum Friedhof (F) ist in zehn Minuten erwandert! Schau-en Sie sich die Landschaft an, die Kleingärten, die Wiesen, die Hecken, die in der Karte übrigens als grüne Striche zu sehen sind. Entdecken Sie die Geologie. Ignorieren Sie den Strom. Die orange-farbenen Flächen erlauben Einblicke in den Un-tergrund von Sengachs Süden, erlaubten jeden-falls im Jahr 2016.
Die Karte hilft beim Orientieren
durch Drucken oder auch Kopieren.
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Die Steine von Sengach - im Großen und Ganzen
Bei Ihrem Spaziergang durch Sengachs Süden werden Sie manchen Stein entdecken, manchen aber auch nicht. Steine sind schmutzig, Steine brauchen den Hammerschlag... Damit Sie aber mühelos alle Steine kennen lernen können, gibt es im Folgenden eine Übersicht über Sengachs Steine. Es sind über 30 Bilder. Ein Klick auf eines der Bilder vergrößert die Darstellung, und es gibt einen erklärenden Text zum Lesen:
Nach dieser Show lässt sich wohl sagen:
Es war ganz gut, die Steine hier zu zeigen.
Noch besser ist es, jetzt zu fragen:
Was ist diesem oder jenem Steine eigen?
Die Steine von Sengach - im Kleinen und Zerklopften
Es folgt nun das kleine, ergänzende Detail. Was ist das Besondere an diesem oder jenem Stein? In welcher Ecke liegt er? Ist es leicht, ihn zu finden? Beginnen wir mit einem Blick auf die Karte oben.
Es geht los...
...in der Ecke A: Friedhof (F) - Strommast (M1) - Steinbruch (S)
Ein braungrauer Dolomitstein darf den Anfang machen. Er liegt nur wenige Meter entfernt von Zaun und Hecke über dem Steinbruch.
Ein schwarzer schiefriger Tonstein mischt sich unter den Dolomitstein. Die Tonsteinchen sind ziemlich klein, kleingemacht durch Verwitterung und Pflug.
Die winzigen Tonstein-Plättchen sind weich und zerbrechlich. Wer sie finden will, muss sich bücken und genau hinsehen.
Kann man einen Tonstein lieben?
Kann er ein Sammlerherz entzücken?
Kaum! Alles andere wäre übertrieben.
Außerdem muss man sich bücken!
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...in der Ecke B: Hartweg - Strommast (M2)
Der mausgraue Steinmergel mit seinen stecknadelgroßen Löchern ist rund um den Strommasten nicht zu übersehen. Es liegen wirklich viele Bruchstücke am Ackerrand. An der Sonne bleicht der Stein aus. Zerschlagene Steine wie links oben sind auf der Bruchfläche deutlich dunkler. Und man sieht, dass die Löcher im ganzen Stein verteilt sind.
Der mausgraue Steinmergel enthält in seiner Grundmasse Tonteilchen und Kalk, ist aber stark verkieselt. Verkieselt bedeutet, dass er mit win-zigen Quarzteilchen durchsetzt ist. Die Löcher sind nicht alle leer. Oft hat sich in den Löchern eine Kalkmasse abgesetzt. Die folgenden vier Fotos zeigen oben links die löchrige Oberfläche des Steinmergels. Rechts oben ist gerade Salzsäure aufgeträufelt worden. Weil der Stein verkieselt ist, reagiert er nur schwach - mit kleinen Gasblasen - auf die Säure.
Größere Gasblasen bilden sich vor allem über den Löchern, weil in den Löchern noch Kalkmasse steckt, die nicht verkieselt ist, was das Foto links unten zeigt. Die Blasenbildung insgesamt läuft langsam ab. Das Foto rechts unten zeigt die Reaktion von Säure auf einem reinen Kalkstein: Die Gasblasen tanzen heftig über die Oberfläche, und es gibt viele große Blasen dicht an dicht.
Bild 1 zeigt den mausgrauen Steinmergel mit einem Loch im Querschnitt. Am Lochboden klebt eine Kalkmasse (K). Ein Säuretropfen (S) fällt auf die Steinoberfläche.- Bild 2 zeigt, wie sich die Säure auf der Steinoberfläche verteilt hat und das kleine Loch ausfüllt. Die Säure reagiert mit dem Stein. Außerhalb des Lochs gibt es kleine Gas-blasen, weil der Stein verkieselt ist. Im Loch kann die Säure heftig mit der Kalkmasse reagieren. Es gibt viele und große Gasblasen.- Bild 3 zeigt, dass die Gasblasen das Loch nicht so einfach verlassen können, weil sich das Loch zur Öffnung hin verengt. So staut sich der Gasschaum zunächst, um dann sehr heftig das Loch zu verlassen. Dieses pulsierende Hochquellen ist auch mit dem bloßen Auge zu beobachten. Das Geysir-Verhalten ist charakteristisch für diesen mausgrauen Stein-mergel, weil er viele ausgebauchte Löchern hat. Im Folgenden ein paar Bilder, die unter einem Mikroskop gemacht wurden:
Ein Calcit-Quarz-Mergelstein ist hier das zweite interessante Gestein. Er ist im im Bereich von M2 nicht ganz so leicht zu entdecken. Die Steine sehen unscheinbar grau-gelblich-grünlich aus und haben eine raue, löchrige Oberfläche, die oft mit Lehm verschmiert ist. Die Knollen können in der Ackererde liegen oder in einer der nahen Wiesen eingedrückt sein.
Oben links liegt der Mergelstein in der Wiese eingedrückt. Ein weiterer Stein in der Nähe wurde oben rechts in viele Stücke zerschlagen. Sie wurden als Farbkontrast um den Wiesenstein gelegt: Der Mergelstein ist innen weiß! Das weiße Innere ist ein heller Quarzsand, der durch hellen Calcit verbacken ist. Links unten der gelbliche Mergel mit der hellen Quarz-Calcit-Masse. Unten rechts ein Einzelstein für eine weitere Untersuchung.
Mit Salzsäure ist schnell nachgewiesen, dass der Stein Calcit enthält. Es schäumt recht kräftig.
Die Skizze zeigt, was das Mikroskop verrät: Die grauen Quarzkörner (Q) reagieren nicht auf die Salzsäure. Nur das calcitische Bindemittel, der Zement, der Klebstoff zwischen den Quarzkörnern, reagiert. Im Bereich des Calcits perlen die Gasblasen zwischen den Quarz-körnern hoch. Der Quarz verrät sich rechts im Bild durch parallele Streifung und eine Andeutung von Liesegangschen Ringen.
Noch einmal das helle Innere und dunkle Äußere des Mergelsteins, bei dem der Calcit/ der Kalkspat die Mergelstücke und den weißen Quarzsand zu einer groben löchrigen Gesteinsknolle zusammen-backt. Die Knollen sind ausgelaugte Gesteinsreste, die Gips enthielten, der durch Wasser herausge-löst wurde. Namen für die Knolle: Gipsauslau-gungsrest, Gipsresidue.
Mergel, Quarz und der Calcit
mischen bei dem Steine mit.
Der Calcit wird von der Säure überführt,
und der Quarz, wenn er ein Glas berührt.
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Und es geht weiter...
...mit der Ecke C: Hartweg - Enzberger Straße - Strommast (M3)
Diese Ecke im Süden von Sengach kann mit folgendem Keupergestein aufwarten:
Ein ausgelaugter, zerfressener Gipskeupermergel zeigt sich links mit "Blattadern": Die Adern sind harte Calcit-Grate. Sie bieten der Verwitterung mehr Widerstand als die restliche, etwas tonig-weiche Mergelmasse und werden als Grate/Adern herausmodelliert. Der flache, ausgelaugte, löchrige Gipskeupermergel rechts liegt so häufig am Ackerrand.
Ein weiches Tongestein ist häufig, aber unscheinbar. Die kleinen dünnen Stein-Plättchen sind entweder grünlich und gelblich. Die Steinchen lassen sich leicht mit den Fingern zerbrechen. Die Oberfläche ist bei Nässe etwas schmierig.
Ein gelber dolomitischer Kalkstein mit Fossilien verlangt eine ganz große Portion Glück. Gelbe Dolomitsteine sind überall zu sehen, die allermeisten entalten aber keine Fossilien.
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Es geht weiter...
...mit der Ecke D: Herrenbrunnen - Hochsitz (H)
Zwischen Herrenbrunnen und dem Hartweg führt ein Wiesenweg nach Osten auf einen Hochsitz zu. Das Bild zeigt den Hochsitz im Vorfrühling.
Soweit die Ackerflächen in diesem Gebiet einsehbar sind, lassen sich drei Keupergesteine sehen und ein viertes Gestein durch Draufschlagen in seiner Sonderheit erkennen:
Gelbe Dolomitsteine liegen überall in dieser Ecke. Sie sind leicht zu finden: die flachen-gerundeten, die fein geschichteten, die dreiecksförmigen, die manganhaltig-schwarzfleckigen. Sie haben alle eine stumpf wirkende Bruchfläche. Für die glanzfleckigen Bruchflächen ist ein Hammer nötig.
Die silbergrauen Glanzflecken auf dem etwas braunerem Dolomitstein sind Verkieselungen. Die Verquarzung lässt sich mit Salzsäure unter dem Mikroskop beobachten:
Links ein silbergrauer Fleck auf dem Dolomitstein. Wird Salzsäure aufgeträufelt (rechts), dann reagiert die Säure heftig mit dem kalkreichen Dolomitstein, aber nicht mit dem Fleck. Hier ist der Stein verkieselt. Hier gibt es eine Verquarzung im Dolomitstein. Quarz reagiert nicht auf die Säure.- Das nachfolgende Bild zeigt zwei Verkieselungen wie Felsen in der Gischt, in den Säure-Gasblasen:
Braungraue Sandsteine mischen sich zum Hochsitz hin unter die gelben Dolomitsteine. Die Zahl der Dolomitsteine nimmt ab. Ein braun-grauer Sandstein ist immer häufiger am Wegrand zu sehen:
Bei diesem Sandstein kann man gut beobachten, dass bei einem Sandstein die Bruchfläche ent-weder wolkig-fleckig oder gebändert-geschichtet ist. Dafür gibt es die Bezeichnungen "mit und gegen das Lager". Das "Lager" spielt eine wichtige Rolle, wenn ein Sandstein als Baustein verwendet wird.
Die bunten Steinmergel liegen als hellere Steine mit einer eher glatten Oberfläche zwischen den raueren Sandsteinen. Der Steinmerel ist hier stark verkieselt, denn er reagiert nur ganz wenig auf Salzsäure.
Zwei Steinmergel in Sengach gefunden:
einen löchrigen und dazu einen bunten.
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Weiter geht es...
...mit der Ecke E: Wasserbehälter (Wbh.) - Ötisheimer Steige
Überall in Sengachs Süden liegen sie auf den Äckern und am Wegesrand - die Gerölle der Ur-Enz. Das meiste ist Buntsandsteingeröll, leicht zu finden.
Aber es gibt auch Hornstein-Gerölle aus dem Mittleren Muschelkalk. Vor ein paar Millionen Jahren gab es sie noch im Schwarzwald. Die Ur-Enz nahm sie dort mit, rundete sie zum Geröll und ließ sie auf den Höhen bei Mühlacker liegen. Ein paar mehr davon liegen immer noch im Bereich des Enzberger Wasserbehälters.
Hornsteine gibt es viele an vielen Stellen im Raum Pforzheim-Mühlacker-Vaihingen. Hornstein-Gerölle zu finden, ist eher ein seltenes Ereignis.
Gerölle, die auch Spaß bereiten,
zeigen oft Besonderheiten.
Es gibt Gelb mit Limonit
oder Rot mit Hämatit,
auch das Bläuliche im Ton
als Hornstein-Chalcedon,
weiße Punkte, schwarzer Stein,
ein Oolith, ein Eierstein,
und dazu, vor allen Dingen,
das nun folgende Geröll
mit den Liesegangschen Ringen.
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