Niefern-Öschelbronn - Kalktuff im Dorfbach

Hier mal 30 Minuten vorbeizuschauen, das ist denkbar. Und vom Parkplatz "Bräunlingsmühle" auch machbar. Von weit anzureisen, ist nicht unbedingt vertretbar. Wenn man gerade in der Gegend ist, ist es vorstellbar. Aufs Wetter zu achten, ist ganz gewiss unabdingbar. Zu viel Regenwasser: Der Kalktuff ist nicht sichtbar.   Der Wunsch, mal Kalktuff zu sehen, ist erfüllbar

Hallo Bächlein! Darf ich dich was fragen? 

Selbstverständlich, wenn ich weiter-plätschern darf.

 

Hast du einen Namen?

Du bist aber neugierig! Ich heiße Dorfbach. So nennen mich die Öschelbronner.

Blaues P = Parkplatz an der Bräunlingsmühle als Startpunkt.

Auf die Karte klicken, dann wird sie groß und deutlich lesbar.

Wo sind bei dir Quelle und Mündung?

Ich entspringe dem Bruchtalsee in Öschel-bronn und münde nach 3 km bei der Bräun-lingsmühle in den Kirnbach. Der fließt in die Enz.

Kalktuffstück aus dem Öschelbronner Dorfbach.

Das Besondere bei dir ist ja, dass du Kalktuff absetzt. Jedenfalls habe ich das mir schon genau angeschaut.

Ja, mein Kalktuff ist etwas Besonderes. Und ob du das glaubst oder nicht, früher durfte nicht jeder den Kalktuff unbefugt angucken. 

Ach, wirklich? Wer denn nicht?

Na, die "kleinen Leute" zum Beispiel. Die sollten arbeiten und nicht Kalktuff gucken. Und dann vor allem die Franzosen. Die hätten gern einen Blick auf den Kalktuff geworfen. Aber die "Eppinger Linien" haben das verhindert. Gleich bei meiner Mündung ging die Grenzbefestigung durch. Mit Wachtturm, jawoll!

Gibt es den Wachtturm noch? Steht der noch irgendwo?

Ich fließe ja nicht direkt vorbei. Aber soweit ich das durchs Gerüchterauschen im Wald mitgekriegt habe, hat man 1988 eine Chartaque nachgebaut.

Chartaque?

Na, einen Wachtturm eben!

Blick von der überdachten Plattform des Wachtturms auf Niefern.

Lohnt sich der Turm? Ist er interessant? Was sagt das Gerüchterauschen?

Ausprobieren! Der Turm kostet nichts. Immer zugänglich. Die Aussicht soll nicht schlecht sein. Allerdings Kalktuff gibt es keinen zu sehen!

Erbaut von den Gemeinden Niefern und Oeschelbronn, mit Unterstützung des Staates, 1881, Bürgermeister Bauer, Bürgermeister Schöpf.- Gedenktafel aus Buntsandstein, beim Parkplatz "Bräunlingsmühle".

Ich glaube, ich muss da mal hin.- Wie war es dann später? Wurde man beim Kalktuff später großzügiger? Durfte man ihn sehen?

Ja, doch. Das war im Jahr 1881. Die Nieferner und die Öschelbronner bauten extra eine Straße an mir entlang. Vor allem die beiden Bürgermeister kämpften für die Straße. Sie hatten eben ein Herz für den Kalktuff.

Verstehe! Echte Freunde des Kalktuffs! Haben die beiden auch den Fuß- und Radweg an dir entlang bauen lassen?

Nein, der kam später. Immer mehr Autos befuhren die Straße und gefährdeten die Wanderer, die innehielten, um über dem Kalktuff zu meditieren. Auch als Radfahrer bist du gefährdet, wenn du kalktufffasziniert langsamer fährst.

Ja, dein Kalktuff ist ein Hingucker. Man sieht deutlich, wie er sich als gelbes Gestein am Bachbettrand dahinzieht. 

Das hast du gut beobachtet. So ist das.

Man sieht, wie er Nasen bildet, über die sich kleine Wasserfälle stürzen...

Wasserfälle? Das klingt leicht übertrieben!

Und man sieht, wie sich der löchrige Kalktuff in deinem Bett breit macht und dich beim Fließen behindert.

Ach, das ist nicht so schlimm. Der Kalktuff trägt zum Plätschern bei und beherbergt viele kleine Tiere. Da bin ich nicht allein. Und das ist gut so.

Der Verkehr ist ja zu manchen Stunden ziemlich heftig. Geländer, die dich und die Autos schützen, sind nötig. Aber sie sind nicht schön. Wie fühlt man sich da? Wie würdest du deine Lage beschreiben?

Wie ich mich so als Bach fühle? Schon hässlich. Und meine Lage? Bekalktufft!